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Import-/Exportfinanzierung: Lösungen und Best Practices

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Internationale Handelsgeschäfte bieten Unternehmen heute Wachstumschancen, können aber gleichzeitig auch finanzielle Herausforderungen mit sich bringen. Die Finanzierung von Import und Export spielt an dieser Stelle eine entscheidende Rolle. Es geht darum, Zahlungsrisiken zu minimieren und in einem ausreichenden Maß Liquidität sicherzustellen.

Unternehmen müssen eine solide Finanzierungsstrategie entwickeln, um sich nicht nur neue Märkt zu erschließen, sondern auch auf Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten flexibel reagieren zu können. Neben dem erforderlichen Know-how sollten auch diejenigen Ansätze bekannt sein, die als Best Practices eine besondere Rolle einnehmen.

Grundlagen und Herausforderungen der Import-/Exportfinanzierung

Die Begriffe „Import-“ und „Exportfinanzierung“ fassen alle Möglichkeiten und Mittel zusammen, die einem Unternehmen mit internationalen Handelsbeziehungen zur Bereitstellung finanzieller Mittel zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei nicht nur um verfügbares Eigen- oder Fremdkapital – auch die Absicherung von Risiken fällt in den Bereich der Import-/Exportfinanzierung.

Unternehmen müssen einen umfassenden Kanon verschiedener Finanzierungsmodelle berücksichtigen, der von Vorschüssen der Abnehmer und Handelskrediten über staatliche Förderungen und Bürgschaften bis hin zu einem optimierten Cashflow reicht.

Die Vorfinanzierung von Handelsgeschäften ist letztlich nur eine Säule. Daneben sind die Sicherstellung und Optimierung von Zahlungseingängen sowie die Rücklagenbildung ein wichtiges zweites Standbein der Import- und Exportfinanzierung.

Zu den besonderen Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen an dieser Stelle konfrontiert sehen, gehören unter anderem:

  • Liquiditätsengpässe, die aus Vorfinanzierungen bei langen Lieferzeiten entstehen können;
  • Wechselkursschwankungen, die Preise und Margen in den Handelsgeschäften beeinflussen;
  • Zahlungsausfallsrisiken durch die Unsicherheit, ob Geschäftspartner im Ausland zahlen.

Ein bedeutender Aspekt der lang- bis mittelfristigen Planung für die Finanzierung von Handelsgeschäften ist das politische Klima. Die USA unter dem neuen US-Präsidenten Trump sind hierfür ein aktuelles Beispiel. Dessen Androhung von Zöllen stellt die Finanzierungsplanung vieler Handelsunternehmen auf den Prüfstand.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten können Unternehmen im Import- und Exportgeschäft nutzen?

Um die Finanzierung für ihre Export- und/oder Importgeschäfte sicherzustellen, können Unternehmen auf eine Reihe verschiedener Möglichkeiten zurückgreifen. Angesichts der Herausforderungen und unterschiedlichen Einflussfaktoren, mit denen Unternehmen heute konfrontiert werden, muss die Finanzierungsstrategie auf folgende Zeiträume ausgerichtet sein:

  • kurzfristige Finanzierungen für bis zu zwölf Monaten;
  • mittelfristige Finanzierungen ab dem zweiten bis einschließlich fünften Jahr;
  • langfristige Finanzierungen für mehr als fünf Jahre.

Kurzfristige Finanzierungen

Eine Form der kurzfristigen Import-/Exportfinanzierung ist der Negoziierungskredit. Hierbei wird die Bank des Verkäufers ermächtigt, Wechsel zu erwerben. Durchgeführt werden kann der Negoziierungskredit entweder als „Order to Negotiate“ (OTN) oder „Authority to Purchase“ (Bank des Importeurs gibt Zusage zum Wechselankauf).

Mit dem Akkreditiv (im englischen Sprachraum „Letter of Credit“) gibt es für internationale Warengeschäfte ein weiteres Finanzierungsmodell. Hierbei gibt die Bank ein Schuldversprechen gegenüber dem Exporteur ab, das beim Vorliegen bestimmter (Liefer-)Bedingungen die Zahlung erfüllt wird.

Ebenfalls unter Mitwirkung eines Kreditinstituts wird das Dokumenteninkasso abgewickelt. Hierbei werden Lieferdokumente vom Exporteur an eine Bank übermittelt. Diese händigt sie erst dann aus, wenn die Zahlungsbedingungen für den Warenverkehr erfüllt sind.

Wechseldiskontkredite basieren darauf, dass Banken einem Exporteur eine Kreditlinie einrichten. Dieser kann dann aus seinen Exportgeschäften stammende Wechsel der Bank anbieten. Zu den Vorteilen dieser Methode gehört eine schnelle Mittelbeschaffung und dass das Währungsrisiko vom Exporteur auf die Bank übergeht.

Das Exportfactoring kann kurz- bis mittelfristig ausgelegt werden. In Grundzügen ähnelt es der Forfaitierung, da auch beim Factoring die Forderung aus einem Handelsgeschäft verkauft wird. Allerdings übernehmen Factoringgesellschaften in der Regel nicht den kompletten Rechnungsbetrag. Ähnlich der Forfaitierung wird mit der Übernahme der Forderung auch das Risiko aus dem Exportgeschäft übertragen.

Mögliche Finanzierungsinstrumente für kurzfristige Zeitrahmen auf einen Blick:

  • Akkreditiv
  • Dokumenteninkasso
  • Negoziierungskredite
  • Exportfactoring
  • Wechseldiskontkredite
  • Rembourskredite
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Mittelfristige Finanzierungen

Im Zusammenhang mit einer mittelfristig ausgelegten Finanzierung im Import-/Exportgeschäft stehen Unternehmen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Häufig wird beispielsweise der Lieferantenkredit eingesetzt. Seitens des Exporteurs wird dem Empfänger einer Ware oder Dienstleistung ein in der Zukunft liegendes Zahlungsziel eingeräumt. Damit schont der Empfänger beim Import die eigene Liquidität. Zur Sicherheit besteht für den Exporteur die Möglichkeit, bis zum Zahlungsziel den Betrag über eine Bank refinanzieren bzw. absichern zu lassen.

Eine andere Option ist der Bestellerkredit. Dabei erhält der Besteller/Importeur als Kreditnehmer den an die Lieferung gebundenen Betrag, der direkt an den Exporteur ausgezahlt werden kann. In Deutschland werden solche Finanzierungsvehikel beispielsweise über die Hermes Kreditversicherungs-AG gedeckt.

Mit der Forfaitierung können Exporteure ihren Kunden Zahlungsziele einräumen und die Risiken daraus auslagern. Hintergrund: Bei einer Forfaitierung wird die Forderung verkauft – inklusive aller Rechte und Pflichten. Im Klartext bedeutet dies, dass der Forfaiteur, bei dem es sich in der Regel um ein Finanzinstitut handelt, auch das Verlustrisiko übernimmt. Der Rückgriff auf den Verkäufer ist bei einer Forfaitierung nicht vorgesehen. Aus Sicht des Exportunternehmens hat dieser Schritt nicht nur den Vorteil, die eigene Bilanz um Zahlungsausfallrisiken zu bereinigen. Mit der Forfaitierung gehen auch geopolitische Risiken und das Währungsrisiko auf den Forfaiteur über.

Mögliche Finanzierungsinstrumente für einen mittelfristigen Zeitrahmen auf einen Blick:

  • Lieferantenkredit
  • Bestellerkredit
  • Forfaitierung

Langfristige Finanzierungen

Import- und Exportgeschäfte können sich auch über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren erstrecken. Damit sind hinsichtlich der Finanzierung – sowohl beim Verkäufer als auch auf der Käuferseite – besondere Herausforderungen verbunden. Finanzierungsmethoden wie der Lieferantenkredit oder das Dokumenteninkasso werden den Anforderungen nicht mehr gerecht, sodass Unternehmen zu anderen Instrumenten greifen müssen.

Eine Möglichkeit sind Exportkredite mit entsprechend langen Laufzeiten. Bei dieser Form der Exportfinanzierung arbeiten Banken auch mit der KfW zusammen, um die Außenwirtschaft zu fördern. Um Finanzierungen in einer solchen Form zu erhalten, müssen allerdings gewisse Rahmenbedingungen hinsichtlich der Laufzeit und Darlehenszinsen erfüllt sein.

Leasing ist eine weitere Möglichkeit, die Import- bzw. Exportgeschäfte langfristig zu finanzieren. Hierbei können Verkäufer/Hersteller direkt als Leasinggeber auftreten (direktes Leasing) oder sich eines Finanzinstituts bedienen (indirektes Leasing). Die Nutzung der jeweiligen Wirtschaftsgüter wird über regelmäßig vom Importeur zu zahlende Entgelte vergütet.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass beim Cross-Border-Leasing die verschiedenen Rahmenbedingungen zur ertrags- und umsatzsteuerlichen Behandlung eingehalten werden. In diesem Zusammenhang bietet eine externe Expertise beispielsweise durch einen professionellen Zolldienstleister die Möglichkeit, rechtliche Risiken im Bereich der Finanzierung zu vermeiden.

Eine Besonderheit für Exporteure, die mit Schwellen- und Entwicklungsländern Geschäfte machen, sind Darlehen aus dem ERP-Exportfinanzierungsprogramm. Diese können auf die Ausfuhr von Investitionsgütern und Leistungen bis zu einer Höhe von 85 Millionen Euro pro Einzelgeschäft in Anspruch genommen werden.

Mögliche Finanzierungsinstrumente für einen langfristigen Zeitrahmen auf einen Blick:

  • Exportkredit
  • Leasing/Cross-Border-Leasing
  • ERP-Exportfinanzierungsprogramm

Staatliche Förderprogramme und Absicherungsinstrumente für die Import-/Exportfinanzierung

Die Pflege von Handelsbeziehungen ist nicht nur im Interesse der Unternehmen. Über Steuern und Zölle profitiert am Ende auch der Staat von Import- und Exportgeschäften. Insofern besteht auf der Ebene der verschiedenen Akteure ein Interesse daran, diesen Wirtschaftssektor zu stärken.

Das Ergebnis sind unterschiedliche Förderprogramme bzw. Absicherungsinstrumente, mit denen die Finanzierung der Geschäfte auf der Export- bzw. Importseite sichergestellt werden kann. Dazu gehören unter anderem:

  • Förderprogramme für Exportfinanzierungen
  • Ausfallgarantien für Außenhandelsgeschäfte

Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen)

Die Allianz Trade/Euler Hermes AG nimmt durch verschiedene Absicherungsinstrumente und Förderprogramme eine zentrale Rolle bei der Förderung des deutschen Außenhandels ein. Insbesondere die Hermesdeckungen sind als Exportkreditgarantien an dieser Stelle von Bedeutung und erfüllen wichtige Aufgaben. Konkret dienen sie dazu, Unternehmen hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Risiken zu entlasten und ihre Konkurrenzfähigkeit zu stärken.

Die Hermesdeckung gibt es in verschiedenen Ausführungen, nämlich als:

  • Einzeldeckung (Absicherung einzelner Exportgeschäfte);
  • revolvierende Deckung (für Exportgeschäfte innerhalb einer laufenden Geschäftsbeziehung);
  • Investitionsgarantien (für nicht kalkulierbare politische Risiken).

Aus unternehmerischer Sicht bieten die verschiedenen Finanzierungsinstrumente wesentliche Vorteile, da sie Unternehmen vor Forderungsausfällen schützen und die Exportfinanzierung deutlich vereinfachen.

Im Zusammenhang mit den Investitionsgarantien werden zusätzlich Ereignisse wie Enteignung, Transferbeschränkungen oder Krieg abgedeckt. Durch die verschiedenen Finanzierungssäulen vereinfachen die Exportgarantien gerade den KMU den Eintritt in tendenziell auch schwierige Marktsituationen.

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Förderungen der KfW

Seitens der KfW werden Förderungen für Unternehmen im Import- bzw. Exportsektor auf verschiedenen Ebenen angeboten. Auf der einen Seite greift die KfW bei der Entwicklung des Unternehmens finanziell unter die Arme. Parallel werden einige Programme und Fördermöglichkeiten gebündelt, welche Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland oder den Export von Investitionsgütern unterstützen. Dazu bietet die KfW den Banken und Unternehmen langfristige Finanzierungsmöglichkeiten, die mit günstigen Konditionen und Zuschüssen ausgestattet sind.

Aus unternehmerischer Sicht ist der Blick auf die Förderkonditionen für die einzelnen Programme sowie den Ablauf des Antrags wichtig. In der Regel stellt die KfW auch im Exportbereich den Unternehmen die Förderung nicht direkt zur Verfügung, sondern über den Förderantrag bei der Hausbank.

BMEL-Exportförderprogramm

Hinter der Abkürzung „BMEL“ steht das Exportförderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dessen Zielgruppe Unternehmen aus dem Agrar- und Ernährungssektor sind, die ihre Produkte auf ausländischen Märkten platzieren wollen. Mithilfe der Förderung soll die Markterschließung unterstützt und eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden.

Dazu leisten die Förderungen eine Hilfestellung bei der Überwindung von Handelsbarrieren und arbeiten auf eine bessere Sichtbarkeit der jeweiligen Agrarprodukte hin. Im Rahmen dieser Aufgabe wird neben einer Unterstützung im Rahmen der Exportförderung auch auf Beratungsangebote und Messebetreuung gesetzt.

Best Practices, um mit den Herausforderungen in der Import-/Exportfinanzierung umzugehen

Hinter der Import-/Exportfinanzierung stehen komplexe Aufgaben, die für den wirtschaftlichen Erfolg allerdings essentiell sind. Unternehmen müssen nicht nur die Entwicklung der Exportmärkte im Auge behalten, sondern auch die politische Situation und die Konkurrenz. Es braucht ein hohes Maß an planerischer Weitsicht und Anpassungsfähigkeit, um sich durch die Optimierung der Exportfinanzierung einen Vorteil am Markt zu verschaffen.

Der erste Schritt ist eine fundierte Analyse der Finanzierungsbedürfnisse mit dem Ziel, Risiken zu minimieren und die erforderliche Liquidität sicherzustellen. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, als Unternehmen den Produktions- und Zahlungszyklus zu analysieren. Hieraus definieren sich die Rahmenbedingungen, denen die Finanzierungslösungen gerecht werden müssen. Ein zweiter Schritt ist die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern wie Banken, Verzollungsbüros und Exportversicherungen. Auf diese Weise lassen sich maßgeschneiderte Lösungen finden.

Das Risikomanagement spielt ebenfalls eine zentrale Rolle für die Best Practices: Absicherungsinstrumente wie Exportkreditversicherungen oder die Suche nach Möglichkeiten zum Wechselkurs-Hedging reduzieren finanzielle Risiken bei den grenzüberschreitenden Geschäften. Zudem hilft der Einsatz von digitalen Tools und Plattformen, Transaktionen effizient und transparent abzuwickeln. Welche Punkte sind bei den Best Practices besonders wichtig?

Die wichtigsten Aspekte der Best Practices im Überblick:

  • Analyse der Finanzierungsbedürfnisse
  • Recherche/Überprüfung verfügbarer Beschaffungsmärkte
  • Suche nach Partnern mit der nötigen Expertise
  • Implementierung eines Risikomanagements

Fazit: Import-/Exportfinanzierung optimieren und Herausforderungen überwinden

Grenzüberschreitende Handelsgeschäfte bringen besondere Herausforderungen im Hinblick auf ihre Finanzierung mit sich. Verkäufer laufen Gefahr, auf Forderungen sitzen zu bleiben, wenn erst geliefert und anschließend die Rechnung vom Käufer bezahlt wird. Eine optimierte und flexible Finanzierung hilft Unternehmen dabei, das Zahlungsausfallrisiko und wirtschaftliche Unsicherheiten – insbesondere Handelskonflikte und geopolitische Spannungen – auszusteuern und so ein Stück weit Planungssicherheit zurückzuerhalten.

Gerade im Hinblick auf die Best-Practice-Empfehlungen ist zu berücksichtigen, dass sich Regeln ändern können und beispielsweise ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) einen wachsenden Einfluss auch auf das Export- und Importgeschäft haben. Deshalb ist es nötig, alle Kriterien für die Finanzierungsentscheidungen fortlaufend zu aktualisieren und an die Rahmenbedingungen anzupassen.

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