Trotz der aktuell (Stand 2023) überaus angespannten politischen Lage zwischen Russland und der Europäischen Union bleibt Russland ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Im Jahr 2021 belief sich der Wert von Waren, die aus Deutschland nach Russland exportiert wurden, auf insgesamt mehr als 26,5 Milliarden Euro. Auf Grund des Ukraine-Kriegs fielen die Zahlen 2021 deutlich und pendelten sich bei über 14,5 Milliarden Euro ein. Es wurde ein Rückgang von mehr als 45 Prozent beobachtet. Ursache hierfür sind unter anderem die strengen Auflagen und Sanktionen, die mit dem Export nach Russland einhergehen. Die Europäische Union hat diese erhoben, um ihren Standpunkt im politischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine deutlich zu machen.
Trotz der angespannten Situation bleibt Russland für zahlreiche deutsche Unternehmen ein wichtiger Handelspartner. Während 2021 Maschinen an Platz eins der wichtigsten Exportgüter Deutschlands standen, wurden sie im Jahr 2022 durch pharmazeutische Produkte abgelöst. Aktuell gehören diese zu den beliebtesten Exportprodukten von Deutschland nach Russland.
Die rechtlichen Grundlagen, die beim Export deutscher Produkte nach Russland beachtet werden müssen, sind komplex. Sie möchten mehr zum Thema Einfuhrbestimmungen und Zollrecht in Russland herausfinden oder sich von uns bezüglich der russischen Zollverfahren beraten lassen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf! Unser Expertenteam beantwortet Ihre Fragen ausführlich und begleitet Sie durch den Exportprozess.
Zölle und Einfuhrabgaben in Russland
Die Europäische Union war ein deutlicher Befürworter des Beitritts von Russland in der Welthandelsorganisation. Seit 2012 ist Russland Teil der WTO, doch auf Grund des wachsenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, hat die Europäische Union immer mehr Sanktionen eingeführt. Das erschwert den Austausch zwischen den beiden Handelsregionen stark. Der Grundstein wurde 2014 mit der Einführung individueller Restriktionen gelegt, hat sich seitdem jedoch deutlich ausgeweitet. Doch auch wenn die Sanktionen immer schwerwiegender wurden, blieb die EU Russlands wichtiger Handelspartner.
Der Export deutscher Waren nach Russland hat sich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage erschwert. Erfahren Sie hier, welche Zolltarife gelten und welche anderen Einfuhrgebühren neben dem Zoll beim Export nach Russland gezahlt werden müssen:
Zolltarif
Russland befindet sich in einer Zollunion mit den Ländern Kasachstan, Belarus, Armenien und Kirgisistan. Innerhalb dieser Länder ist eine zollfreie Einfuhr nach Russland möglich. Der einheitliche Zolltarif besteht seit dem Jahr 2010 und wurde im Rahmen des Beitritts Russlands zur WTO im Jahr 2012 neu gefasst. Dabei orientierte man sich an der Warennomenklatur des Harmonisierten Systems zur Codierung und Bezeichnung von Waren (HS). Die jeweiligen Zolltarifnummern werden beim Export nach Russland für die Berechnung des Zollsatzes verwendet.
Die Zollsätze variieren stark, denn die meisten von ihnen richten sich nach dem Warenwert und der Produktgruppe. So muss für die Einfuhr einer Haushaltswaschmaschine beispielsweise ein Zollsatz von 10 Prozent gezahlt werden.
Neben den Wertzöllen gibt es aber auch sehr spezifische Zollsätze. Zum Beispiel müssen für die Einfuhr von Äpfeln, die der Herstellung von Cidre dienen, 0,088 Euro pro Kilogramm Äpfel gezahlt werden. Der Mindestzoll wird aus spezifischem Zoll und Wertzoll kombiniert. Dadurch ergeben sich verschiedene Bedingungen. Beispielsweise muss man für Emmentaler Käse 15 Prozent des Warenwerts für den Zoll aufbringen, mindestens allerdings 0,30 Euro pro Kilogramm.
Die Berechnungsgrundlage für den Zoll zur Einfuhr nach Russland bildet der Warenwert. Gemeint ist damit der tatsächliche Preis, für den das Produkt an den russischen Kunden verkauft wird. Zu addieren sind Aufwendungen, die während des Transports an die russische Grenze entstanden sind. Darunter unter anderem Verpackungskosten, Beförderungskosten oder Versicherungskosten. Diese Kosten werden nur dann summiert, wenn sie nicht bereits im vereinbarten Preis für die Ware integriert sind.
Es gibt Fälle, in denen der tatsächliche Zollwert nicht anhand des Transaktionswerts bestimmt werden kann. In diesen Situationen orientiert man sich an vergleichbaren Geschäften, bei denen mit der gleichen Ware gehandelt wurde. Die weiteren Bedingungen des Exports müssen ebenfalls übereinstimmen, um ein verlässliches Ergebnis zu erzielen. Man kann alternativ auch eine geeignete Rückfallmethode anwenden, um den Zollwert zu bestimmen.
Zollabfertigungsgebühren in Russland
Die Abfertigungsgebühren des Zolls richten sich in Russland nach dem Warenwert der Einfuhr. Diese Gebühren sind zusätzlich zu den Steuern, zum Zoll und zum Transport zu zahlen. Sie sind gestaffelt und lassen sich wie folgt darstellen:
Steuern bei der Einfuhr nach Russland
Da zwischen der Europäischen Union und Russland kein Freihandelsabkommen besteht, müssen beim Export deutscher Waren nach Russland Steuern gezahlt werden. Welche das sind und wie hoch sie ausfallen, erklären wir Ihnen im Detail:
Einfuhrumsatzsteuer
Firmen, die in Russland als Steuersubjekt registriert sind, bekommen die Einfuhrumsatzsteuer vom russischen Finanzamt erstattet. Alle anderen müssen bei der Einfuhr von Waren aus der Europäischen Union nach Russland die Einfuhrumsatzsteuer zahlen. Ihre Bemessungsgrundlage bilden Zollbetrag und Zollwert der Ware. Beide Posten werden addiert, wobei auch die Verbrauchsteuer nicht vergessen werden darf, wenn es sich um verbrauchsteuerpflichtige Produkte handelt.
Für Waren für Kinder, zahlreiche Nahrungsmittel und einige Druckerzeugnisse gilt weiterhin der ermäßigte Steuersatz von zehn Prozent. Erotik-Druckerzeugnisse und Werbematerial sind von diesem Vorzug ausgenommen) Unter normalen Umständen beträgt die Einfuhrsteuer in Russland jedoch 20 Prozent. Diese Regelung ist auch nach dem 1. Januar 2023 weiterhin gültig.
Verbrauchsteuern
Innerhalb der Zollunion Russlands werden Zölle einheitlich gestaltet. Die Erhebung von Steuern ist aber Verantwortung des einzelnen Landes. Welche Steuern das in Russland sind, kann in Teil II Kapitel 22 Artikel 193 des russischen Steuerkodex in Erfahrung gebracht werden. Wenn verbrauchsteuerpflichtige Waren in den Staat eingeführt werden, dann müssen neben der Einfuhrumsatzsteuer und dem Zoll auch die Verbrauchsteuern erhoben werden.
Die Steuersätze richten sich nach den Produktgruppen der verbrauchsteuerpflichtigen Waren und werden jeweils für ein bestimmtes Gewicht, eine Stückzahl oder auch eine Motorleistung berechnet. So wird unter anderem auch für Alkohol eine Steuer bei der Einfuhr nach Russland erhoben. Die Verbrauchsteuer liegt zum Beispiel bei 3,08 Euro pro Zigarre, 0,37 Euro pro Liter Champagner, 0,28 Euro pro Liter Bier oder 109,67 Euro pro Tonne Dieselkraftstoff.
Zu den verbrauchsteuerpflichtigen Gütern gehören Zigarren und Zigaretten, alkoholhaltige Getränke, Tabakheizgeräte und andere Tabakwaren, Dieselkraftstoff und Personenfahrzeuge.
Wer alkoholische Getränke, darunter Wein, oder Tabakwaren, darunter Zigaretten, nach Russland einfahren möchte, der muss im Voraus bereits an die zu zahlende Verbrauchsteuer denken.
Entsorgungsabgabe
In Russland gibt es die sogenannte Entsorgungsabgabe. Sie muss bei der Einfuhr bestimmter Fahrzeuge gezahlt werden. Erst wenn dieser Betrag beglichen ist, kann die Ware offiziell in den russischen Handelsraum überführt und auch weiterverkauft werden. Die Entsorgungsabgabe ist beim Zoll zu zahlen und wird in den Fahrzeugpapieren aufgeführt.
Fahrzeuge werden nach mehreren Faktoren kategorisiert und eingeteilt. Die Entlastungsabgabe muss beispielsweise dann gezahlt werden, wenn es sich um ein selbstfahrendes Fahrzeug handelt, dass nicht an Schienen gebunden ist. Das mechanische Transportmittel hat entweder einen Elektromotor mit einer Höchstleistung von 4 Kilowatt oder es besitzt einen Verbrennungsmotor von über 50 Kubikzentimeter. Darunter fallen beispielsweise normale Kraftfahrzeuge, aber auch Traktoren und selbstfahrende Maschinen, die für den Straßenbau genutzt werden.
Die Höhe der Entlastungsabgabe richtet sich nach der Art des Fahrzeugs, seinem Hubraum, seiner Masse und anderen Kriterien. Konkrete Angaben können wir in einem persönlichen Gespräch für Sie berechnen.
Freie Wirtschaftszonen in Russland
Insgesamt sind die Bedingungen für den Handel zwischen der Europäischen Union und Russland derzeit alles andere als optimal. In freien Wirtschaftszonen herrschen besondere Zustände, die den Handeltreibenden eine niedrigere Einkommensteuer, Steuervergünstigungen, Zollvorteile und weitere Privilegien gewähren. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass diese Beträge bei der Überführung in den freien russischen Verkehr zu zahlen sind.
Insgesamt gibt es vier Sonderwirtschafts-Haupttypen, die zurzeit an 35 Standorten in ganz Russland verteilt sind:
- Alte Zonen, die vor den 1990er Jahren gegründet wurden
- SWZ für Tourismus und Erholung
- SWZ für industrielle Produkte
- SWZ für innovative Technologien
Fazit
Der Handel mit Russland ist für die Europäische Union im Allgemeinen, aber besonders für Deutschland von großem Interesse. Er wurde auf Grund der neuesten politischen Entwicklungen in den vergangenen Jahren deutlich eingeschränkt. Es wurden vermehrt Restriktionen in Form von Sanktionen eingeführt. Dennoch gibt es eine ganze Reihe an Produkten, die regelmäßig von Deutschland nach Russland exportiert werden. Die wichtigste Gruppe bildeten bis vor kurzem Maschinen und Fahrzeuge. Doch seit neuestem stehen pharmazeutische Produkte an der Spitze.
Die Richtlinien, die der Einfuhr deutscher Produkte nach Russland zugrunde liegen, sind komplex und unterliegen stetigen Veränderungen. Um Sanktionen, Verzögerungen und anderen Hindernissen aus dem Weg zu gehen, lohnt sich die Inanspruchnahme eines professionellen Exportteams.
Das Verzollungsbüro Butz steht Ihnen bei Rückfragen jederzeit zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns unbedingt, wenn Sie sich beraten lassen möchten oder Hilfe bei einem komplexen Problem benötigen.