Durch das wachsende Bewusstsein für den Umweltschutz und die Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, gibt es immer mehr Anforderungen an den internationalen Import und Export. So werden Unternehmen dazu angehalten, eine nachhaltige Logistik umzusetzen und zum Beispiel ihre Emissionen zu senken. Ab 2026 werden so von der Europäischen Union Klimazölle auf Produkte mit hohen CO2-Ausstößen bei der Herstellung erhoben. Aber auch abseits dieser Gesetze profitieren Transportunternehmen davon, ihre Logistik in einer nachhaltigen Art und Weise umzusetzen und sich für die Zukunft strategisch klug am Markt zu platzieren.
Grundprinzipien der nachhaltigen Logistik
Das Thema der nachhaltigen Logistik sollte immer ganzheitlich betrachtet werden. Dabei geht es um das Ineinandergreifen verschiedener Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes sowie die gemeinsame Umsetzung diverser Grundprinzipien. Im Fokus stehen in erster Linie die Energieeffizienz, das Ressourcenmanagement und die Verminderung von Emissionen. Wie störanfällig die Logistikbranche im Zweifel ist, haben neben dem anstehenden Klimawandel auch die Lieferkettenproblematik während der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine sowie der Konflikt im Nahen Osten gezeigt. Daher gehört die Diversifizierung der Rohstoffquellen heute ebenso zum grünen Transportwesen wie die Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) zur besseren Lieferkettenplanung.
Energieeffizienz in der Logistik
Energie und vor allem Elektrizität aus fossilen Rohstoffquellen wird unter anderem aufgrund internationaler Regelungen und Vereinbarungen immer teurer. Zudem sind die Folgeschäden für die Natur zu betrachten. Unter der Erderwärmung und den damit verbundenen Extremwetterereignissen leiden letzten Endes auch Transportunternehmen, die unter Umständen mehr Aufwand für die Ressourcenbeschaffung, längere Wege und Reparaturen einplanen müssen.
Demnach ist es im Rahmen einer nachhaltigen Logistik wichtig, die Energieeffizienz im Auge zu behalten. Mit einigen Tricks lässt sich der Verbrauch bei Strom und Treibstoffen erheblich senken. In der Logistik relevante Einrichtungen wie beispielsweise das Speditionslager können durch effiziente Gestaltung der Wärme- und Kühlsysteme sowie eine Umstellung der Lampenanlagen auf LEDs modernisiert werden. Photovoltaik auf den Dächern sowie das Wechseln auf Ökostrom wappnen das Geschäft ebenfalls für die Zukunft.
Darüber hinaus sorgt die Verwendung neuartiger Fahrzeuge und innovativer Lieferkettenplanung auf Basis von KI für mehr Nachhaltigkeit im internationalen Handel. Eine wichtige Empfehlung ist in dieser Hinsicht der Umstieg auf LKW mit EURO 6-Norm und geringerem Dieselverbrauch. Auf Dauer dürften elektrische Alternativen hinzukommen. Bei der Lagerung im Außenhandel helfen wasserstoffbetriebene Flurfahrzeuge und E-Stapler, den Verbrauch zu senken.
KI kann wiederum dazu eingesetzt werden, unnötige Wege zu verringern und die Lieferkette zu optimieren. Die Algorithmen haben hier einen besseren “Überblick” und können die Touren so planen, dass es zu schnellen Lieferungen ohne Leerfahrten kommt. Das spart Kraftstoff, Arbeitszeit und unnötige Stunden im Stau. Zudem sollten Speditionen alternativ auch über die Bahn als Teil der grünen Logistik nachdenken. Nach der Umsetzung der aktuellen Infrastrukturprogramme für die Schiene werden in Deutschland deutlich mehr Gleise für das Logistiksegment zur Verfügung stehen.
Ressourcenmanagement
Ressourcen sind nicht unendlich und müssen bereits heute besser gemanagt werden. Nachhaltigkeit in der Logistik bedeutet hier also nicht zuletzt, sich für mehr Recycling und Ökodesigns einzusetzen. Das fängt zum Beispiel bei den Verpackungen an. Wiederverwendbare Paletten und der Verzicht auf Einwegplastik sind essenzielle Maßnahmen, um nachhaltige Logistik in die Tat umzusetzen.
Abgesehen davon sollten sich die Transportunternehmen auf eine optimale Ausschöpfung der Ressourcen konzentrieren, um nicht unnötig weitere Rohstoffe nachbestellen zu müssen. KI-Tools stellen zum Beispiel sicher, dass immer genauso viel Verpackungsmaterial und Paletten verfügbar sind, wie man sie gerade braucht. Die ankommenden Güter werden abgeladen und die frei werdenden Träger sofort wieder verwendet.
Verminderung der Emissionen
In vielen Branchen weltweit wird immer stärker auf die Verringerung von Emissionen hinausgearbeitet. Wer aus Europa mit anderen Kontinenten Handel treibt, muss zudem mit strengeren Gesetzen rechnen. Dazu zählt beispielsweise der seit Oktober 2023 geltende CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM, ein grüner Klimazoll, der bei der Einfuhr von Waren erhoben wird, die bei ihrer Herstellung in Drittländern einen besonders hohen CO2-Ausstoß haben. Dazu gehören in erster Linie Eisen, Stahl, Aluminium, Elektrizität, Zement, Düngemittel und Wasserstoff.
Wer diese Waren handeln oder sie als Grundlage für die Weiterverarbeitung verwenden möchte, sollte im Hinblick auf die Logistik bereits Herkunftsländer auswählen, in denen hohe Umweltstandards herrschen. Ab 2026 beginnt für CBAM-Verpflichtete die Phase des Erwerbs und der Abgabe der sogenannten “CBAM-Zertifikate”. Für emissionsreiche Produkte aus Drittländern müssen dann mehr CBAM-Zertifikate erworben werden, als für Waren mit einem geringen CO2-Ausstoß. Letztere erfahren dadurch einen preislichen Wettbewerbsvorteil. Somit sind die Anreize für eine grüne Logistik nicht nur rein idealistisch, sondern mit handfesten Gratifikationen verbunden.
Maßnahmen zur Schaffung einer nachhaltigen Logistik
Die Maßnahmen für nachhaltige Logistik sind ausgesprochen vielfältig und reichen vom Umstieg auf recycelbare Verpackungen bis hin zum Einsatz von KI. Um dauerhaft grüne Praktiken im Transportwesen zu etablieren, sollte man sich an folgenden Ideen orientieren:
- Lager mit LEDs ausstatten, effiziente Heizungs- und Kühlsysteme verwenden und Photovoltaik auf dem Dach installieren
- Ökostrom am Herstellungsort und in den Lagern verwenden
- Bedarfsorientiert produzieren und ausliefern (gesteuert durch KI)
- Übergang von der Straße auf die Schiene planen
- Auf emissionsreiche Rohstoffe und Waren aus dem EU-Ausland verzichten
- Herkunft und Daten zur Nachhaltigkeit der Ware per Blockchain tracken
- Optimierte Routenplanung durch KI für beste Ressourcennutzung
- Aufbau oder Nutzung einer umweltfreundlichen Fahrzeugflotte
- Verwendung elektronischer oder wasserbasierter Flurfahrzeuge und Gabelstapler in den Lagern
- Bei kurzen Wegen auf E-Mobilität setzen
- Nutzung wiederverwendbarer oder biologisch abbaubarer Verpackungen
Beispiele für nachhaltige Logistik aus der Praxis
An dieser Stelle möchten wir anhand konkreter Beispiele verschiedene Grundprinzipien und diverse Methoden der nachhaltigen Logistik verdeutlichen.
Fallbeispiel 1
Gehen wir in unserem ersten Beispiel für nachhaltige Logistik davon aus, dass ein Unternehmen Getränke innerhalb von Europa vertreiben möchte. Es beauftragt dazu einen Transportpartner, der mit der Auslieferung beauftragt wird. Auf Basis der KI-Berechnungen erfolgt die zwischenzeitliche Aufbewahrung in strategisch günstig gelegenen Umschlagslagern. Diese werden in verschiedenen Regionen angemietet und mit grüner Technologie wie Photovoltaik ausgestattet, um den Stromverbrauch zu senken.
Für den Transport vom Hersteller zum Umschlagslager entscheidet sich das umweltbewusste Unternehmen für den Schienenverkehr. Der Trick dabei ist, auf innovative Sattelschlepper zu setzen, die auf Basis weniger Umbauten bahnfähig gemacht werden. So können die LKW einfach auf den Schienenwagen fahren und die Ware wird dann nachhaltig zum Lager transportiert.
Für die letzten Kilometer vom Bahnhof zur Zwischenstation werden dann Fahrer eingestellt. Diese bringen die Getränkekisten schließlich auch zu den Supermärkten. Der Bedarf wird in Abhängigkeit zu den Bestellungen über ein KI-Tool gesteuert, so dass kein unnötiger Überschuss hergestellt und ressourcenschonend gearbeitet wird.
Durch die nachhaltige Logistik hat das Unternehmen viele Vorteile. Es profitiert nicht nur von seinem grünen Image, sondern spart konkret beim Energieverbrauch ein. Durch die Optimierung von Lieferwegen und Bedarfsmanagement wird zudem kaum mehr produziert, als man wirklich verkauft.
Fallbeispiel 2
Ein Möbelunternehmen möchte vom Kunden zusammenbaubare Fertigprodukte aus Holz bedarfsorientiert in Deutschland verkaufen. Für die Herstellung benötigt es zunächst die Rohstoffe, die ab 2025 jedoch mit einem Zertifikat über die entwaldungsfreie Herkunft versehen werden müssen.
Das Unternehmen wendet sich somit an Experten für Holzwirtschaft und arbeitet mit IT-Firmen zusammen, die Blockchain-Technologie zum eindeutigen Tracking der Waren einsetzen. Über die Blockchain können so Daten zum Produkt hinterlegt werden, darunter auch die Information über die jeweiligen Anbauflächen und Einzelheiten zur Produktion. Diese werden dann zusammen mit einer Sorgfaltserklärung bei der Zolleinfuhr vorgelegt.
Mit den nachhaltig gewonnenen Hölzern findet nun der Verarbeitungsprozess zur fertigen Ware statt. Diese wird später umweltfreundlich verpackt, wobei sich die Firma für abbaubaren Plastikersatz aus biologischen Materialien und essbare Verpackungspolster aus Maisstärke entscheidet. Diese reduzieren den Abfall deutlich und können von den Verbrauchern über die Biotonne entsorgt werden.
Beim Aufbau der Lieferketten beziehungsweise der Transportrouten zum Endkunden helfen die KI-Planer mit. In Abhängigkeit zu den Bestellungen lassen sich die Wege optimal gestalten, so dass die LKW möglichst immer voll sind. Für die letzte Strecke von einem Zwischenlager oder Geschäft nutzt die Möbelfirma wiederum E-Autos, welche gerade innerhalb der Städte zu steuerlich günstigeren Preisen gehalten werden können.
Aktuelle Trends in der nachhaltigen Logistik
Die wichtigsten Trends bei nachhaltiger Logistik gehen einerseits zur Verwendung moderner Recycling- und Bio-Materialien bei Verpackungen und andererseits zum Einsatz hochkomplexer digitaler Technologie. Während mit wiederverwendetem Kunststoff zum Beispiel aus Fischernetzen oder PET-Flaschen schnell neue sowie stabile Behälter entstehen, können Papier, Maisstärke-Chips und Bambus für Schutz im Inneren der Packung sorgen. Die Digitalisierung garantiert wiederum die Optimierung der Lieferketten.
Technologien, die bei grünem Handel helfen
KI und Blockchain übernehmen wichtige Aufgaben in der nachhaltigen Logistik. Hiermit lassen sich die Routen besser planen und die Herkunft der Waren einwandfrei bestimmen. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung bei der Bedarfs- und Ressourcenplanung hilft. In kürzester Zeit werden Bestellungen zugeordnet und die nächstgelegenen Lager als Ausgangspunkt für die Auslieferung gefunden. Diese wird dann mit bereits bestehenden Routen am selben Tag kombiniert, um Fahrten einzusparen.
Bisher noch Zukunftsmusik sind die Transportdrohnen und Roboter. Solche Liefermethoden eignen sich vor allem für den finalen Weg zum Endverbraucher. In Japan und China gibt es bereits erste erfolgreiche Versuche mit den vollautomatischen Flugobjekten. Sie sind gerade für Transporte in ländliche Regionen mit vergleichsweise wenig Bedarf und schlecht ausgebauten Bahnanbindungen oder einer unzureichenden Straßeninfrastruktur interessant. Wie nachhaltig diese Logistik am Ende sein wird, muss die Zeit aber erst noch zeigen.
Fazit und Ausblick: So sieht nachhaltige Logistik aus
Die feste Verankerung von Nachhaltigkeit in Transport und Logistik ist eine Notwendigkeit unserer heutigen Zeit und lässt sich mittels innovativer Technologien umsetzen. Unternehmen mit nachhaltiger Logistik lassen sich so heutzutage von KI bei der Routenplanung unter die Arme greifen und binden algorithmengesteuerte Tools und Blockchain-Technologie in ihr Geschäft ein.
Dabei verlangen die gesetzlichen Rahmenbedingungen zunehmend von ihnen, die Emissionen und den Energieverbrauch zu senken. Optimierte Routen, aber auch die umweltfreundliche Gestaltung von Lagern helfen dabei, von hohen Stromkosten herunterzukommen. Der Umstieg auf E-Mobilität und Photovoltaik wird dabei sogar häufig subventioniert.
Zu guter Letzt ist in den kommenden Jahren mit neuen Regelungen zu emissionsreichen Waren wie Aluminium, Zement oder Stahl aus dem Ausland zu rechnen. Diese dürfen nur noch mit bestimmten Zertifikaten eingeführt werden und der mit ihnen verbundene CO2-Verbrauch ist Bestandteil einer Meldepflicht. Auf diese Anforderung gilt es, sich mit Hilfe einer zukunftsweisenden nachhaltigen Logistik vorzubereiten.