Im internationalen Handelsgeschäft stehen Sie vor einer Reihe von Aufgaben und Herausforderungen. Besonders der Umgang mit unterschiedlichen Zoll- und Steuervorschriften verursacht einen erheblichen Aufwand, wenn Sie Waren und Produkte grenzüberschreitend handeln. Die Einfuhrumsatzsteuer ist nur ein Punkt, den Sie zu berücksichtigen haben. Sobald Sie im grenzüberschreitenden Handel mit verschiedenen Akteuren zusammenarbeiten, können aufgrund unterschiedlicher Zoll- und Steuervorschriften mitunter komplexe Herausforderungen entstehen.
Überblick über die steuerlichen Herausforderungen im internationalen Handel
Internationale Handelsgeschäfte können Sie mit komplexen Fragestellungen konfrontieren – beispielsweise in Bezug auf Zollverfahren für spezielle Warengruppen. Hinzu kommen steuerliche Hürden, deren Lösung viel Aufmerksamkeit und Know-how erfordert – unter anderem im Umgang mit unterschiedlichen Umsatzsteuerregelungen, die für den internationalen Warenverkehr relevant sind.
Komplexität der internationalen Steuergesetze
Aufgrund der Unterschiede nationaler Steuergesetze ergeben sich für Ihr Unternehmen im grenzüberschreitenden Handel immer wieder andere Rahmenbedingungen hinsichtlich der Vorgaben, die für Ein- und Ausfuhren zu erfüllen sind. Mit jedem neuen Markt, den Sie sich erschließen, sehen Sie sich steuerrechtlichen Regelungen gegenüber, die beim Warenverkehr in Bezug auf die:
- Steuersätze,
- Abzugsfähigkeit von Aufwendungen und
- Fristen für die Steuererklärung
sehr unterschiedlich ausgelegt sein können.
Beispiel 1: Mehrwertsteuersystem EU vs. Indien
Für den Handel innerhalb der EU greifen harmonisierte Umsatzsteuersysteme, die den innergemeinschaftlichen Handel erleichtern. Bei Ausfuhren nach Indien ist die auf dem Subkontinent geltende Goods and Services Tax (GST) zu berücksichtigen, die zwischen verschiedenen Warengruppen unterscheidet.
Beispiel 2: Steuerliche Unterschiede bei Dienstleistungen zwischen Singapur und Deutschland
Dienstleistungen werden in Singapur besonders besteuert. Die GST von acht Prozent auf Dienstleistungen fällt jedoch nur für Dienstleistungsunternehmen an, die in Singapur registriert sind. Deutsche Unternehmen können Beratungsdienstleistungen ohne die GST abrechnen. Für den Leistungsempfänger gilt dagegen eine Reverse-Charge-Regelung.
Beispiel Umsatzsteuer USA - Deutschland
Auf Produkte, die in Deutschland verkauft werden, fällt in der Regel ein Umsatzsteuersatz von 19 Prozent an, den Unternehmen verrechnen bzw. an das Finanzamt abführen. Für Ausfuhren in die USA entfällt diese Steuer beim Nachweis der Ausfuhr bzw. der Vorlage einer Handelsrechnung zur Lieferbestätigung.
In den USA sind die Regelungen zur Umsatzsteuer (Sales Tax) sehr viel komplexer, da es keinen einheitlichen Steuersatz gibt. Die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen zwischen den Bundesstaaten variieren, da diese die Sales Tax individuell festlegen. Beispielsweise erhebt Oregon keine Sales Tax, während Kalifornien einen staatlichen Steuersatz von rund sieben Prozent erhebt. Über eine zusätzlich kommunal erhobene Sales Tax (Local Tax Rate und District Tax Rate) kann sich der Steuersatz auf knapp zehn Prozent erhöhen.
Ein im Zusammenhang mit den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen bedeutendes Urteil hat der US Supreme Court 2018 gefällt (South Dakota vs. Wayfair), in dem es um die Frage ging, unter welchen Gesichtspunkten Unternehmen zur Erhebung von Verkaufssteuern verpflichtet sind. Mit dem Urteil gilt die Economic-Nexus-Regelung, die ausländische Unternehmen ab bestimmten Umsatzschwellen in einem Bundesstaat steuerpflichtig werden lassen. Man spricht hier auch von wirtschaftlicher Ansässigkeit.
Fehlende Harmonisierung im Steuerrecht
Das Beispiel USA weist deutlich auf ein zentrales Problem im internationalen Handel auf der Ebene des Steuerrechts hin: Die fehlende Harmonisierung der Steuergesetze. Im Import- und Exportgeschäft stehen Sie vor dem Problem, auf der Ebene der Umsatzsteuer richtig zu agieren.
Und noch eine zweite Herausforderung wird am Beispiel USA-Deutschland deutlich: Sie können sich nicht einfach auf geltende Doppelbesteuerungsabkommen verlassen. Diese gelten zwischen den Nationalstaaten und damit für Steuern auf Bundesebene. Föderales Steuerrecht bleibt davon oft unberührt, was die Einhaltung der Steuervorschriften im internationalen Handelsgeschäft erschwert.
Wie Sie letztlich mit der Komplexität und den Unterschieden des Steuerrechts umgehen, wird stark von Ihrer Position am Markt beeinflusst. Agieren Sie auf dem Endverbrauchermarkt, müssen Sie als Unternehmen regelmäßig erhebliche Ressourcen für die Einhaltung der Steuervorschriften aufwenden. Für Unternehmen, die von der Endverbraucherstufe unabhängig agieren können, vereinfachen sich gewisse Steuerfragen.
Mehrwertsteuer und Zölle im internationalen Handel
Die Mehrwert-/Umsatzsteuersysteme und Zollfragen spielen für die Handelsbeziehungen von Unternehmen eine große Rolle. Das Umsatzsteuersystem in Deutschland ist so aufgebaut, dass Sie beim Export keine Umsatzsteuer bezahlen, es greift das Reverse-Charge-Prinzip. Beim Import wird dagegen eine Einfuhrumsatzsteuer erhoben. In welcher Form und Höhe, hängt im Fall der EU davon ab, wo die Waren zum ersten Mal in die EU eingeführt werden. Umsatzsteuern sind für Sie als Unternehmer als durchlaufender Posten anzusehen, da eine Verrechnung über Steuerbeträge aus gezahlten Rechnungen möglich ist.
Wichtig: Als Exporteur bleiben Ihre Lieferungen ins Ausland steuerfrei (ausgehend von der Situation in Deutschland). Da Importe mit der Einfuhrumsatzsteuer belegt werden und diese vom Importeur bezahlt wird, entstehen an dieser Stelle allerdings Kosten, die in der Preisgestaltung zu berücksichtigen sind.
Zollfragen haben im internationalen Handel eine eher negative Konnotation, da ihnen nachteilige Effekte auf die Preisgestaltung gegenüber weiteren Zwischenhändlern und dem Endverbraucher zugeschrieben werden. In der Regel werden Zölle nicht beim Export, sondern beim Import erhoben.
Sobald Sie Waren ausführen und vor Ort in einem Drittland anbieten wollen, haben zollrechtliche Fragen Einfluss auf die Preisgestaltung. Es ist durchaus möglich, dass Importeure durch die Zölle im Vergleich mit lokalen Produzenten nicht mehr konkurrenzfähig sind. Darüber hinaus sollten Sie in jedem Fall national geltende Preisangabevorschriften in Bezug auf enthaltene Zölle berücksichtigen.
In diesem Zusammenhang bieten Freihandelsabkommen Vorteile – wie beispielsweise das EVFTA (EU-Vietnam Free Trade Agreement). Das Abkommen hat zu einer Reduzierung der Zölle (sowohl für die Einfuhr von Waren aus Vietnam als auch von Waren aus der EU in Vietnam) geführt. Direkt nach Inkrafttreten des Abkommens wurden beispielsweise 70 Prozent der eingeführten Textilien zollfrei.
Compliance und steuerliche Risiken im internationalen Handel
Als Unternehmer richten Sie sich nach den steuerlichen Vorschriften (Compliance) im internationalen Handel. Dabei ist ein angemessenes Risikomanagement von zentraler Bedeutung. Aufgrund der unterschiedlichen Regelungen können komplexe Rahmenbedingungen entstehen, für die Sie Lösungen entwickeln müssen, um Risiken wie Strafzahlungen oder einem Reputationsverlust entgegenzuwirken.
Bedeutung der Einhaltung steuerlicher Vorschriften
Sie sind im Handel über Ländergrenzen hinweg mit sehr unterschiedlichen Steuergesetzgebungen und Zollvorschriften konfrontiert. Deren Einhaltung sollte in der unternehmerischen Praxis einen hohen Stellenwert genießen. Andernfalls gehen Sie auch durch das unbewusste Unterlaufen steuerlicher Vorschriften unnötige finanzielle oder reputationsschädigende Risiken ein.
Es drohen in diesem Zusammenhang unter anderem erhebliche finanzielle Belastungen. Hohe Strafen, Nachzahlungen und Zinsen können von den zuständigen Finanzbehörden erhoben werden. Sie müssen als Unternehmen dabei meist noch nicht einmal vorsätzlich gehandelt haben. Reichen Sie beispielsweise in Alabama/USA nicht rechtzeitig fällige Umsatzsteuern ein, erheben die Finanzbehörden eine Strafzahlung in Höhe von zehn Prozent des fälligen Steuerbetrags.
Die Nichteinhaltung von Steuervorschriften hat darüber hinaus weitere Konsequenzen:
- Verlust an Reputation: Werden wiederholte Compliance-Verstöße öffentlich, wirkt sich dies negativ auf die Markenwahrnehmung aus und kann das Vertrauen von Geschäftspartnern beeinträchtigen.
- Störungen betrieblicher Abläufe: Wiederholte Verstöße können Ermittlungen und intensive Überprüfungen nach sich ziehen.
Strategien zur Minimierung steuerlicher Risiken
Als Unternehmen müssen Sie sich mit der Frage auseinandersetzen, wie Sie die Einhaltung steuerlicher Vorschriften sicherstellen und Risiken minimieren. Mithilfe verschiedener Strategien erarbeiten Sie sich eine umfassende Steuer-Compliance, die den Anforderungen im internationalen Handel gerecht wird und flexibel auf Änderungen der nationalen Steuergesetze reagieren kann.
- Implementierung robuster Tax-Compliance-Management-Systeme (TCMS): Finanzbehörden agieren zunehmend agiler und effizienter, wenn es um die Aufdeckung von Verstößen gegen Steuergesetze geht. Für Ihr Unternehmen müssen Sie unterschiedliche Steuerrechtsnormen einhalten. Um Fehler zu minimieren, ist der Einsatz maschineller/digitaler Tax-Compliance-Management-Systeme sinnvoll.
- Regelmäßige Schulung und Audits: Steuer- und Zollvorschriften ändern sich regelmäßig. Um hier mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten, sollten die Mitarbeiter aller relevanten Abteilungen regelmäßig entsprechend geschult und die Robustheit Ihrer Tax-Compliance-Management-Systeme mit Audits kontinuierlich überprüft werden. Setzen Sie hier auf eine lückenlose Dokumentation, um mögliche Fehlerquellen zu erkennen und den Umgang mit dem internationalen Steuerrecht und den Zollvorschriften regelmäßig zu verbessern.
- Digitale Tools und Automatisierung: Moderne ERP-Lösungen bieten inzwischen auch Tax-Compliance-Features, mit denen Steuerdokumentation, Zollanmeldung und Berichterstattung automatisiert verarbeitet werden. Der Einsatz moderner Tools hilft Ihnen dabei, Fehler und somit auch Konflikte bei der Steuer-Compliance zu vermeiden.
- Externe Unterstützung: Steuerberater und Zollspezialisten bieten Ihnen die nötige Unterstützung im Zusammenhang mit komplexen internationalen Handelsaktivitäten und ermöglichen es Ihnen, sich zuerst auf Ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Ein zweiter Vorteil besteht darin, dass Experten Unternehmen bei der Einhaltung ihrer Dokumentationspflichten unterstützen, die nach den jeweils geltenden Steuergesetzen zu erfüllen sind.
Lösungsansätze für steuerliche Herausforderungen im internationalen Handel
Die steuerlichen Anforderungen im internationalen Handel, mit denen Sie regelmäßig konfrontiert sind, erfordern innovative und effiziente Lösungen. Damit stellen Sie die Einhaltung komplexer Steuergesetze sicher. Als Unternehmen haben Sie Zugriff auf verschiedene Methoden, um dieses Ziel zu erreichen.
Outsourcing von Steuer- und Zollaufgaben
Eine Option ist das Outsourcing von Steuer- und Zollaufgaben an auf diese Aufgaben spezialisierte Dienstleister. Ein Schritt, der für Sie als Unternehmen mit klaren Vorteilen einhergeht. Sie sparen wertvolle Ressourcen durch das Auslagern komplexer Aufgaben und haben direkt Zugriff auf die fachliche Expertise der externen Dienstleister, die umfassendes Know-how zu den steuerlichen Vorschriften und spezifischen Anforderungen bei der Zollabwicklung mitbringen.
Mithilfe des Outsourcings schonen Sie als Unternehmen interne Ressourcen und Personal. Statt in der Buchhaltung durch Aufgaben zur Steuer-Compliance für eine hohe Arbeitsbelastung zu sorgen, verringert sich die Belastung und im Unternehmen stehen mehr Ressourcen für das eigentliche Kerngeschäft zur Verfügung. Das Beauftragen externer Experten erreicht eine Verbesserung der internen Effizienz. Ein dritter Grund, der für Outsourcing spricht: Sie erreichen eine Verringerung der Compliance-Risiken, wenn externe Experten für die korrekte Erfüllung der steuerlichen Verpflichtungen verantwortlich sind.
Gern stehen wir, das Verzollungsbüro Butz, Ihnen mit unserer langjährigen Erfahrung und Expertise zur Verfügung. Mit uns haben Sie einen verlässlichen Partner an der Seite, wenn es um den Schriftverkehr mit Zollbehörden, die Revision, Analyse und Optimierung Ihrer Zollprozesse oder die Compliance-Prüfung Ihrer Adressdaten geht.
Einsatz von Technologie zur Steueroptimierung
Steuer-Compliance setzt voraus, dass Sie auf der einen Seite wissen, welche steuerrechtlichen Regelungen für Ihr Unternehmen im internationalen Handel gelten. Auf der anderen Seite geht es hier um den praktischen Aspekt der Abwicklung von Import- und Exportprozessen oder die Bearbeitung der steuerrelevanten Unterlagen. Die Digitalisierung bietet Ihnen heute die Möglichkeit, Steuerprozesse effizient zu gestalten und mit Steuer- oder Zollbehörden im internationalen Handel zu kommunizieren. Welche Tools sind dabei besonders wichtig?
- Steuerberechnung und Berichterstattung: Softwarelösungen sind heute in der Lage, Umsatzsteuersätze oder die Zolltarife zu berechnen. Mithilfe entsprechender Schnittstellen werden die Einfuhrumsatzsteuerberichte oder Zollerklärungen direkt an die entsprechenden Stellen übermittelt.
- Zollmanagement-Software: Die Abwicklung von Import- und Exportprozessen erfordert eine enge Kommunikation mit den Zoll-/Einfuhrbehörden. Dazu gehört eine lückenlose Klassifizierung der Importe nach Produkt- und Warenkategorien. Die Zollmanagement-Software ist die Schnittstelle, um im grenzübergreifenden Handel die Einfuhrprozesse zu vereinfachen. In Kombination mit der Überwachung steuerrechtlicher und zollrechtlicher Compliance in Echtzeit, unterstützen die verschiedenen Management-Tools Sie dabei, Fehler zu vermeiden.
- KI und Blockchain als Werkzeug in der Steueroptimierung: Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain-Technologie haben in letzter Zeit sehr viel Aufmerksamkeit erfahren. Besonders im Rahmen komplexer Aufgaben, wie der Steuer-Compliance, der Steueroptimierung und Einhaltung der Zollvorschriften, bieten sich erste Einsatzmöglichkeiten. Gerade im Rahmen repetitiver Aufgaben, wie beispielsweise der Verarbeitung von Belegen, oder bei kommunikativen Aufgaben wird KI bereits aktiv genutzt. Durch deren Einsatz erreichen Sie eine Schonung Ihrer Ressourcen und verringern die Arbeitsbelastung für Mitarbeiter.
Fazit: Steuerliche und zollrechtliche Herausforderungen mit einer Kombination aus Outsourcing und digitalen Tools bewältigen
Im internationalen Handel können Sie Steuer- und Zollaufgaben nicht einfach ignorieren ohne negative Auswirkungen auf Ihr Unternehmen und die Reputation zu riskieren. Bei der Bewältigung komplexer steuerrechtlicher Sachverhalte und der Einhaltung aller Zollvorschriften sollten Sie sich unterstützen lassen. Das Outsourcing der verschiedenen Steuer- und Zollaufgaben verringert die Arbeitsbelastung in Ihrem Unternehmen und realisiert die Einsparung wertvoller Ressourcen. Kombiniert mit modernen, digitalen Technologien für die Steuer-Compliance und das Zollmanagement verbessern Sie Ihre Effizienz. Sie können sich besser auf Kernkompetenzen konzentrieren und Ihre internationalen Handelsaktivitäten erfolgreich gestalten.
Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns über Ihre Nachricht und beraten Sie gern.