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Was ist ein Konsignationslager und wann ist die Nutzung sinnvoll?

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International verflochtene Lieferketten sind im 21. Jahrhundert Normalität geworden. Unternehmen, die Waren für Fertigungsprozesse oder den Vertrieb an Kunden aus dem Ausland beziehen, stehen damit vor Herausforderungen. Fehlen standortnahe Lieferanten, kann eine Verzögerung während des Transports ernste Schwierigkeiten nach sich ziehen.

Vor diesem Hintergrund wirkt das Konsignationslager auf den ersten Blick wie die perfekte Lösung. Waren sind standortnah verfügbar und müssen erst dann bezahlt werden, wenn der Empfänger diese auch wirklich aus dem Lager entnimmt. Zwar bietet dieses Lagerverfahren aus unternehmerischer Sicht einige Vorteile, jedoch eignet es sich nicht für alle Branchen.

Konsignationslager erklärt: Definition & Grundprinzip

Für das Funktionieren internationaler Lieferketten ist eine effiziente Logistik ein äußerst wichtiger Faktor. Bei Waren, die über weite Strecken vom Hersteller zum Abnehmer transportiert werden müssen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass Produktionsprozesse durch Verzögerungen bei der Verzollung oder während des Transports durcheinander gebracht werden.

Das Konsignationslager kann in diesem Zusammenhang – wie das Kommissionslager – als Sonderform des Warenlagers zur Optimierung der Prozesse eingesetzt werden. Hintergrund: Die Lagerhaltung findet in direkter Nähe zum Abnehmer statt – zum Beispiel direkt an oder auf dessen Betriebsgelände. Allerdings gehen die Waren nicht in dessen Eigentum über. Dieses verbleibt, trotz der physischen Trennung, beim Lieferanten (Konsignant). Erst, wenn es zum tatsächlichen Verbrauch oder Verkauf der Ware beim Kunden/Abnehmer (Konsignator) kommt, findet der Eigentumsübergang statt. Der Lieferant realisiert auch erst in diesem Moment die Einnahme aus dem Verkauf seiner Ware.

Worin liegt der besondere Vorteil dieser Konstruktion? Abnehmer realisieren einen finanziellen Vorteil, da ein für den Verkauf bzw. die Produktion erforderlicher Warenbestand aufgebaut wird, ohne die damit verbundene finanzielle Belastung sofort tragen zu müssen. Gerade in Branchen, die einen sehr hohen oder schwankenden Bedarf an Material bzw. Teilen haben, bietet sich das Konsignationslager als Konzept an.

Welche Vorteile hat das Konsignationslager?

Die Einrichtung eines Konsignationslagers hat sowohl für den Abnehmer als auch den Lieferanten Vorteile – der deutlichste ist die Reduzierung der Kapitalbindung. Da der Konsignator Waren erst bezahlt, wenn es tatsächlich zur Entnahme aus dem Lagerbestand kommt, reduziert sich die Kapitalbindung. Durch den geringeren bilanziellen Lagerbestand verbessern sich wiederum die Kennzahlen des Unternehmens. Welche weiteren Stärken hat ein Konsignationslager?

  • Lieferbereitschaft: Mit der Einrichtung eines Konsignationslagers verbessert sich die Verfügbarkeit an Waren für den Empfänger. Dieser muss keinen umfassenden Lagerbestand auf Vorrat anlegen und die benötigten Waren stehen ihm trotzdem in einer entsprechenden Menge auf Abruf zur Verfügung.
  • Optimierte Lagerhaltung: Da der Konsignator zwar auf das Lager Zugriff hat, dessen Verwaltung aber nicht selbst organisieren muss, kann er die Lagerhaltung optimieren. Er kann Kosten für Flächen und Personal einsparen, woraus sich mehr als nur ein finanzieller Vorteil ergibt, denn der Empfänger kann seinen Fokus nun stärker auf das Kerngeschäft ausrichten.
  • Kundenbindung: Aus Sicht des Konsignanten bedeutet die Einrichtung und Verwaltung des Lagers zwar einen gewissen Mehraufwand. Allerdings kann er durch langfristige Lieferverträge zugleich die Kundenbindung erhöhen.
  • Planungssicherheit und Marktzugang: Der Aufbau eines Konsignationslagers bietet dem Lieferanten den Vorteil umfassender Planungssicherheit. Durch den genauen Überblick über den Warenabruf kann er die eigenen Kapazitäten entsprechend anpassen und optimieren. Zudem ist das Lager ein Wettbewerbsvorteil, da es auch den Kunden des Lieferanten Benefits bietet.
  • Zinsvorteil: Aus der Nutzung des Konsignationslagers erlangen Unternehmen als Empfänger von Waren einen wirtschaftlichen Vorteil. Kapital, das nicht sofort für Zölle aufzuwenden ist, kann an anderer Stelle investiert bzw. für andere Geschäftszwecke genutzt werden.

Gleichwohl bringt ein Konsignationslager auch Herausforderungen mit, denen sich Unternehmen in jedem Fall bewusst sein müssen. Dazu gehört, dass der Empfänger möglicherweise eine langfristige Bindung mit dem Lieferanten eingehen muss, wenn dieser den Zugriff auf das Konsignationslager mit einer entsprechend umfassenden Vertragsbindung verknüpft. Zusätzlich ist zu bedenken, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Konsignationslager international in den Einzelheiten unterschiedlich ausgestaltet sein können, was einen gewissen Unsicherheitsfaktor bedeutet.

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Branchen mit hoher Affinität zum Konsignationslager

Der Aufbau und Zugriff auf ein Konsignationslager bietet sich für einige Branchen in besonderer Weise an. Die chemische Industrie kann damit zum Beispiel auf eine schwankende Nachfrage reagieren und trotzdem eine hohe Verfügbarkeit von Grundstoffen und Additiven gewährleisten. Für die Pharmaindustrie hat diese besondere Form der Lagerhaltung den Vorteil, für hochwertige Wirkstoffe mit begrenzter Haltbarkeit eine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen. Das Konsignationslager eignet sich aber auch für Wirtschaftsbereiche, in denen eine hohe Just-in-Time-Lieferfähigkeit gefragt ist, zum Beispiel in der Autoindustrie.

Das Konsignationslager im Zusammenhang mit dem Zollrecht

Der Aufbau eines Konsignationslagers sowie die Lieferung und Entnahme von Waren aus dem Bestand sind auch zollrechtlich von besonderem Interesse. Wenn Unternehmen Waren ohne Konsignationslager aus einem Drittland nach Deutschland importieren, entsteht die Zollschuld normalerweise sofort bei der Einfuhr. Eine Zollanmeldung ist erforderlich und die zu zahlenden Zollgebühren entstehen mit dem Überschreiten der EU-Grenze bzw. der Überlassung zum zollrechtlich freien Verkehr.

Wird dagegen mit einem Konsignationslager gearbeitet, verschiebt sich in der zollrechtlichen Betrachtung die Fälligkeit der Zollschuld – auf den Moment, wenn die Produkte aus dem Lager entnommen werden. Im Hinblick auf die relevanten Zollverfahren sind an dieser Stelle Lagerverfahren über Zolllager und die vorübergehende Verwendung zu berücksichtigen. Um das Zolllagerverfahren auszunutzen, müssen die betreffenden Waren in einem zugelassenen Zolllager aufbewahrt werden.

In diesem Zusammenhang ist an Aspekte wie die Bewilligung (schriftlich, Formular 0290 sowie die Teile I bis III und V des Fragebogens zollrechtliche Bewilligung) und regelmäßige Kontrollen (Überprüfungen der Lagerbestände und der ordnungsgemäßen Anmeldung der Waren für die Überführung in den freien Warenverkehr zu denken. Außerdem bedarf es einer lückenlosen und vollständigen Dokumentation. Eine vorübergehende Verwendung liegt vor, wenn Waren in Produktionsprozessen verwendet und wieder ausgeführt werden. Hierbei handelt es sich um das Zollverfahren der aktiven Veredelung, in dessen Rahmen in Deutschland keine Einfuhrabgaben anfallen.

Fazit: Mit einem Konsignationslager können Unternehmen ihre Liquidität schonen

Konsignationslager können in einigen Branchen aufgrund ihrer Vorteile für Unternehmen eine wichtige Rolle spielen. Durch die Möglichkeit, über dieses spezielle Lagerverfahren eine direkte Verfügbarkeit der Produkte zu gewährleisten, lassen sich Fertigungsprozesse optimieren. Zusätzlich bringt ein Konsignationslager den Vorteil mit, die Liquidität zu schonen. Dem stehen allerdings auch Herausforderungen gegenüber.

Da der Lieferant mit dem Lager ein höheres Risiko in Kauf nimmt, muss der Empfänger damit rechnen, dass die Kosten für die Entnahme von Waren höher ausfallen (der Konsignant preist das Risiko sozusagen ein). Darüber hinaus erfordert das Lagerverfahren eine umfassende Dokumentation, um den zollrechtlichen Bestimmungen gerecht zu werden.

Schließlich müssen Unternehmen Expertise in Bezug auf das Steuerrecht aufbauen, um bei der Nutzung eines Konsignationslagers diesbezügliche Fehler zu vermeiden. Um von den Vorteilen eines Konsignationslagers umfassend zu profitieren, können Unternehmen die Erfahrung und das Know-how einer professionellen externen Zollberatung in Anspruch nehmen.

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