Zollgebühren und Einfuhrabgaben zwischen der EU und den USA stehen erneut auf dem Prüfstand. War es vor wenigen Jahren noch ein scheinbar beigelegter Konflikt, so droht nun ein neuerlicher Zoll- und Handelskonflikt zwischen den USA und der EU. Schon die erste Amtszeit von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten hat tiefe Spuren hinterlassen. In der zweiten Amtszeit scheinen diese Spuren nicht nur wieder aufgenommen, sondern in noch schärferer Form fortgesetzt zu werden. Was bedeutet die Zoll- und Handelspolitik der Trump-Administration für europäische und deutsche Unternehmen? Und welche Konsequenzen sind für die Wirtschaft, den Handel und die Jobs der Arbeitnehmer zu erwarten? Welche Branchen trifft es hart und welche werden eher unbeschadet durch diese Zeit kommen? Auf diese und weitere Aspekte gehen wir in diesem speziellen Magazinbeitrag ein, den wir regelmäßig und in kurzen Abständen updaten, um Sie über die aktuellen Entwicklungen im Zoll- und Handelskonflikt zwischen den USA und der EU auf dem Laufenden zu halten.
Update 16.04.2025
- Automobilhersteller reagieren auf Handelsspannungen und Unsicherheiten mit verschiedenen Preisstrategien in den USA.
- Die WTO prognostiziert einen negativen Einfluss der US-Zollpolitik auf den globalen Handel mit einer möglichen Erholung im folgenden Jahr.
- Hongkong setzt den Warenversand in die USA aus, um auf die US-Zollpolitik zu reagieren.
- Die US-Notenbank beobachtet eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, sieht aber noch keinen Grund für sofortige Maßnahmen und hält die Zinsen stabil.
- Kalifornien wehrt sich juristisch gegen die Sonderzölle der US-Regierung und sieht darin eine Bedrohung für die Wirtschaft des Bundesstaates.
- Die USA versuchen, ihren Einfluss auf andere Länder zu nutzen, um diese dazu zu bringen, ihre Handelsbeziehungen mit China einzuschränken.
- US-Präsident Trump plant neue Zölle auf kritische Mineralien, um die nationale Sicherheit und die heimische Industrie zu schützen.
Update 11.04.2025
Hauptentwicklungen
- China erhöht die Gegenzölle auf US-Waren von 84 auf 125 Prozent, nachdem die USA zuvor ihre Zölle auf chinesische Importe auf 145 Prozent erhöht hatten.
- Tesla stoppt den Verkauf von in den USA gebauten Modellen S und X in China aufgrund des Handelskonflikts.
- Die US-Regierung führt Gespräche mit mehreren Staaten über die Handelspolitik. EU-Handelskommissar Sefcovic plant Gespräche in Washington.
EU-Reaktion
- EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erwägt Abgaben für US-Tech-Riesen als mögliche Gegenmaßnahme.
Politische Entwicklungen
- Trump ist optimistisch, den Handelsstreit mit China beilegen zu können, während andere Akteure wie der französische Präsident Macron und Bundesfinanzminister Kukies Besorgnis äußern.
- China ruft die EU zur Zusammenarbeit auf, um das internationale Handelsumfeld zu schützen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Marktreaktionen
- Die EZB beobachtet die Marktentwicklungen scharf, sieht aber die Euro-Märkte als gut funktionierend an.
- Der DAX dreht ins Minus aufgrund der Verschärfung des Zollstreits. Es gibt Volatilität an den Börsen, die sogar die von Bitcoin übertrifft.
- Asiens Börsen leiden erneut unter dem Zollkonflikt.
- Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch, da Anleger in sichere Anlagen flüchten.
- US-Großbanken profitieren von starkem Aktienhandel, erhöhen aber ihre Risikovorsorge.
- Chinesische Gegenzölle belasten Chipkonzerne mit US-Fabriken, während andere profitieren.
Konjunkturerwartungen
- Experten in Deutschland befürchten den Wegfall von Arbeitsplätzen und eine Dämpfung der Wirtschaftsleistung.
- Die US-Konsumstimmung bricht ein, und die Inflationsangst steigt.
- Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt vor globalen Risiken durch Handelskonflikte.
- Die UN warnt vor katastrophalen Folgen des Zollstreits für arme Länder.
Update 10.04.2025
Hauptentwicklungen
- Die von US-Präsident Trump überraschend angeordnete 90-tägige Pause bei der Einführung der neuen Zölle führte zunächst zu Turbulenzen und anschließenden zu positiven Reaktionen an den Märkten.
- Es gab zahlreiche Gespräche und Verhandlungen zwischen den USA, der EU und anderen Ländern über Handelsabkommen und Zölle.
EU-Reaktion
- Die EU-Kommission begrüßte die Zollpause der USA und hat ihre Gegenzölle auf US-Produkte für 90 Tage ausgesetzt. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen betonte die Bereitschaft zu Verhandlungen
- Die EU denkt über neue Erdgasimporte aus den USA nach.
- China und die EU verhandeln über die Abschaffung von Ausgleichszöllen auf chinesische Elektroautos. Anstelle von Ausgleichszöllen erwägt die EU die Einführung eines Mindestpreises.
- Die EU und die Vereinigten Arabischen Emirate planen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen.
Politische Entwicklungen
- Es gab Kritik an Trumps Politik aus Lateinamerika, die einseitige Zwangsmaßnahmen ablehnen.
- Australien wies einen Vorstoß Chinas zur Zusammenarbeit zurück und plant, seinen Handel breiter aufzustellen.
- Vietnam und die USA haben sich darauf geeinigt, Verhandlungen über ein Handelsabkommen aufzunehmen.
- China rief die USA zu Entgegenkommen auf und suchte Kontakt zu anderen Ländern.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Marktreaktionen
- Der DAX stieg zum Handelsbeginn um 8,24 Prozent.
- Die Börsen in China, Japan und Fernost reagierten positiv.
- Der Goldpreis stieg auf ein Rekordhoch.
- US-Anleihen gerieten unter Druck.
Konjunkturerwartungen
- Deutsche Wirtschaftsinstitute rechnen nicht mit einer Massenabwanderung von Firmen in die USA.
- Portugal beschloss Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe, um die Auswirkungen der US-Zölle abzufedern.
- Chinesische Amazon-Händler bereiten sich auf Preiserhöhungen in den USA vor oder erwägen den Rückzug aus dem Markt.
Update 09.04.2025
Hauptentwicklungen
- Die zweite Phase der US-Zölle in Kraft getreten. Seit 06:01 Uhr MEZ gelten die von US-Präsident Donald Trump angekündigten länderspezifischen Sonderzölle.
- Die EU wird mit Zöllen von 20 Prozent belegt, Deutschland wird dabei nicht einzeln aufgeführt.
- Für China wurden die ursprünglich geplanten Zölle von 34 zunächst auf 84 Prozent und später nochmals auf insgesamt 125 Prozent erhöht.
- Trump hat zusätzlich die Zölle für geringwertige Waren aus China (unter 800 Dollar) von 30 auf 90 Prozent verdreifacht, die ab 02.05.2025 gelten sollen.
- Am Abend des 09.04.2025 hat Trump angekündigt, die neuen Zölle für verhandlungsbereite Länder für einen Zeitraum von 90 Tage auszusetzen.
EU-Reaktion
- Die EU-Länder haben erste Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent auf US-Waren beschlossen.
- Betroffen sind u.a. Stahl- und Textilwaren, Schminke, Mais, Sojabohnen und Geflügel.
Politische Entwicklungen
- Die neue deutsche Koalition aus CDU/CSU und SPD plant neue Handelsabkommen, auch mittelfristig mit den USA.
- US-Finanzminister Scott Bessent stellt Zollabkommen mit US-Verbündeten in Aussicht und kündigt Verhandlungen mit über 70 Ländern an.
- Die Schweizer Regierung schafft eine eigene Abteilung zur Intensivierung der Beziehungen mit den USA.
- Frankreichs Industrieminister fordert französische Unternehmen auf, US-Investitionen auszusetzen.
- Nachdem US-Präsident Trump eine 90-tägige Aussetzung der Zölle am Abend des 09.04.2025 angekündigt hat, will Großbritannien Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den USA fortsetzen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Marktreaktionen
- Europäische Börsen brachen erneut ein: DAX -2,20 Prozent, London -2,47 Prozent, Paris -2,78 Prozent.
- Asiatische Börsen mit starken Verlusten: Hang Seng -3,1 Prozent, Taiwan -5,8 Prozent, Nikkei -5 Prozent.
- US-Börsen: S&P500 fiel unter 5.000 Punkte (-1,6 Prozent), Dow Jones -0,8 Prozent, Nasdaq -2,2 Prozent.
- Ölpreis sank weiter: US-Sorte WTI unter 60 Dollar pro Barrel (erstmals seit April 2021).
- Nach der Ankündigung der 90-tägigen Aussetzung der neuen Zölle gegenüber vielen Ländern erholen sich die Aktienmärkte und Ölpreise weltweit noch am selben Abend wieder.
Konjunkturerwartungen
- Institute erwarten für Deutschland 2025 nur 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum (statt bisher 0,8 Prozent).
- Italien halbiert seine Wachstumsprognose für 2025 von 1,2 Prozent auf 0,6 Prozent.
- EZB erwartet laut Insidern deutlich stärkere Konjunkturschäden als bisher angenommen.
- Weltweit wird mit höherer Inflation (durchschnittlich 4 Prozent) gerechnet.
Erster Zollstreit zwischen den USA und der EU 2018 bis 2021
Der Handelskonflikt, den US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 initiierte, beschränkte sich keineswegs nur auf die Beziehungen zwischen den USA und China, sondern weitete sich rasch international aus. Im Zentrum der Auseinandersetzung standen vor allem strategische Rohstoffe wie Stahl und Aluminium, deren Import die Trump-Administration durch drakonische Maßnahmen erheblich erschwerte. Die damalige US-Regierung begründete ihr Vorgehen mit dem Vorwurf, China würde diese metallischen Grundstoffe zu wettbewerbsverzerrenden Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt anbieten, was die Existenzfähigkeit amerikanischer Produzenten substanziell beeinträchtige.
Da China jedoch seit 2001 Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) ist, waren selektive Importbeschränkungen gegen einzelne Länder nicht ohne Weiteres durchsetzbar. Die Erhebung von Einfuhrzöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte musste daher zwangsläufig universellen Charakter haben und erfasste somit auch sämtliche europäischen Produzenten. Diese sahen sich plötzlich mit prohibitiven Zollsätzen von bis zu 25 Prozent auf ihre Exportgüter konfrontiert.
Als Reaktion implementierte die EU ihrerseits Vergeltungszölle auf emblematische US-amerikanische Produkte – darunter die symbolträchtigen Motorräder des Traditionsherstellers Harley-Davidson. Diese Gegenmaßnahmen entfachten eine Eskalationsspirale, die sukzessive immer weitere Produktkategorien in den transatlantischen Handelskonflikt hinein zog.
Unter der US-Administration des Demokraten Joe Biden (ab Januar 2021) haben diplomatische Bemühungen auf höchster politischer Ebene zu einer gewissen Entspannung geführt, sodass dies auch als Beilegung des Zollstreits zwischen den USA und der EU wahrgenommen wurde.
Erneute Implementierung von Strafzöllen gegenüber der EU und drohender Handelskrieg in 2025
Mit der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump sind die Befürchtungen, dass es zu einem Wiederaufleben des Zollstreits zwischen den USA und der EU kommen würde, Wahrheit geworden. Seit dem 5. April 2025 werden die meisten Wareneinfuhren aus allen Ländern grundsätzlich mit einem Zollsatz von zehn Prozent belegt. Darüber hinaus gelten seit dem 9. April für viele Einzelstaaten weltweit und auch die EU noch höhere Zölle, die als Strafabgaben wirken sollen.
Konkret werden für Einfuhren aus der EU in die Vereinigten Staaten nun Zölle in Höhe von 20 Prozent veranschlagt, wovon sich die US-Regierung einen Aufschwung für die Produktion im eigenen Land verspricht. Noch stärker als die EU sind viele Einzelstaaten betroffen, darunter China (34 Prozent), Südkorea (25 Prozent), Japan (24 Prozent), Indien (26 Prozent), Südafrika (30 Prozent) und die Schweiz (31 Prozent). Insgesamt wird erwartet, dass die Maßnahmen der US-Regierung weltweit Auswirkungen auf die Wirtschaft und Handelsbeziehungen haben und diese mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erheblich belasten werden. Bereits vor dem großen Rundumschlag Anfang April 2025 verhängte der US-Präsident Strafabgaben auf sämtliche Aluminium- und Stahlimporte und brachte einen Zollsatz von 25 Prozent bei Einfuhren von Autos und Autoteilen auf den Weg, was vor allem die EU und insbesondere Deutschland erheblich betrifft. Die Handelspartner der Vereinigten Staaten gehen nun dazu über, mit Gegenzöllen auf Einfuhren von Waren und Produkten aus den USA zu reagieren.
Ziel der Trump-Administration ist es, US-Unternehmen von der Einfuhr ausländischer Produkte abzuhalten. Die beim Import in die USA anfallenden Zölle müssen zunächst von den importierenden Unternehmen gezahlt werden. Da die Unternehmen in der Regel jedoch nicht auf den zusätzlichen Kosten sitzen bleiben sollen, werden diese typischerweise an die Verbraucher weitergegeben. Im Ergebnis verteuern sich importierte Waren und Produkte für den Endabnehmer und verlieren somit an Attraktivität. So besteht das Risiko für importierende Unternehmen, dass sich die ausländischen Produkte kaum noch auf den US-amerikanischen Märkten absetzen lassen. Europäische Hersteller verlieren aufgrund der hohen Preise an Wettbewerbsfähigkeit auf den US-amerikanischen Märkten. Als weitere Folge dieser Zollpolitik ist eine Anfachung der Inflation in den Vereinigten Staaten zu erwarten.
Die von der EU und anderen Handelspartnern der USA nun als Reaktion in Kraft gesetzten Gegenzölle sollen in umgekehrter Richtung dasselbe bewirken. Daher müssen sich exportierende US-Unternehmen aller Voraussicht nach auf Umsatzeinbußen auf den ausländischen Märkten einstellen. In der Konsequenz könnte dies Produktionsrückgänge und Stellenabbau in den Vereinigten Staaten auslösen. Viele Experten warnen daher bereits davor, dass dem von der US-Regierung erwarteten Wirtschaftsaufschwung bedeutende Belastungen entgegenstehen könnten. Im Ergebnis wird ein eskalierender Zoll- und Handelskonflikt zwischen den USA und der EU auf beiden Seiten Schaden anrichten und sowohl die europäischen als auch die deutschen Märkte spürbar beeinträchtigen.