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Risikomanagement in der internationalen Logistik

Inhaltsverzeichnis
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Insbesondere dann, wenn Waren über Grenzen hinweg transportiert werden sollen, spielen Sicherheit und Risikomanagement eine herausragende Rolle. So können gewisse Verluste durch Unfälle, verdorbene Waren, Sanktionslisten, Unwetter, Diebstahl und verspätete Lieferungen für hohe Schäden sorgen. Diese von vornherein durch ein kluges Risikomanagement in der internationalen Logistik einzuplanen, hilft dabei, das eigene Unternehmen zu stabilisieren.

In diesem Beitrag erklären wir, was Risikomanagement allgemein ist, welche Methoden der Risikobewertung es gibt und wie sich Risiken in der Logistik verringern lassen.

Risikomanagement in der Logistik: Einführung

Im Rahmen des die Logistik betreffenden Risikomanagements schauen sich Unternehmen genau an, welche Gefahren bestehen und wo man hohe Verluste aufgrund von Mängeln oder Schäden einkalkulieren muss. Die Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung ist essentiell, um frühzeitig Pläne zur Risikovermeidung zu schmieden.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Risiken in der internationalen Logistik und versucht diese über qualitative und quantitative Bewertungsmethoden zu analysieren. Darauf aufbauend lassen sich bestimmte Strategien entwickeln, die zur Risikoreduzierung beitragen.

Sollte der schlimmste Fall eintreten, muss man sich einen Plan zurechtlegen, um die Kosten zu minimieren und Krisen richtig zu managen. Hierbei kann unter anderem moderne Technologie, wie beispielsweise künstliche Intelligenz, helfen.

Arten von Risiken in der internationalen Logistik

Das Risikomanagement in der internationalen Logistik sollte auf verschiedene Gefahren vorbereitet sein. Diese reichen von unerwarteten politischen Entscheidungen über Lieferengpässe und Preissteigerung bis hin zu Fachkräftemangel, Unfällen und Cyberkriminalität.

Zu den wichtigsten Risiken, die internationale Logistiker im Auge behalten sollten, gehören:

  • Steigende Energiepreise und Inflation: Gestiegene Betriebspreise können die Gewinne deutlich minimieren, so zum Beispiel nach den einbrechenden Rohstofflieferungen aus Russland nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine im Frühjahr 2022.
  • Politische Entscheidungen, vor allem mit Bezug zur internationalen Logistik: Verkehrspolitische Entscheidungen bezüglich von Mautkosten, neue gesetzliche Regelungen zur Fahrzeugausstattung, Zollerhöhungen, neue Einfuhrverfahren nach Großbritannien nach dem Brexit und Krisen haben Einfluss auf die Gewinnmargen.
  • Fachkräftemangel: In den 2020er Jahren ist der Fachkräftemangel zu einem der relevantesten Probleme für das Risikomanagement der internationalen Logistik geworden.
  • Forderungsausfälle: Wenn Großkunden plötzlich nicht zahlen, kann das existenzgefährdend sein – ein gutes Risikomanagement verhindert das.
  • Operationelle Risiken: Transporte sind lange auf internationalen Verkehrswegen unterwegs, weswegen sie unter Umständen anfällig für Unfälle und Schäden sind. Dazu gehören neben Verkehrsunglücken unter anderem auch Einschränkungen der Speditionsgeschäfte durch saisonale Hindernisse wie Glätte, Schnee und Unwetter.
  • Wettbewerbsbedingungen: Durch die stärkere Konzentration in der Branche können die Preise gedrückt werden – durch die Globalisierung treten weitere Marktteilnehmer hinzu.
  • Infrastrukturprobleme: Staus und mögliche Verkehrsblockaden können zu Engpässen und geringer Planbarkeit führen.
  • Kriminalität: Überfälle auf Transporte und Lager, aber auch Cyberkriminalität können zu hohen Einbußen in der Bilanz führen.
  • Technische Entwicklung: Auch Speditionen müssen bei der technischen Entwicklung mithalten und sie in ihrer Risikoplanung für die Zukunft berücksichtigen – falls nicht, werden sie möglicherweise von der Konkurrenz überholt.

Für die meisten Unternehmen in der internationalen Logistik sind die Kunden, die Energiepreise, operationelle Gefahren, Personalmangel und Politik die fünf wichtigsten Faktoren, die im Rahmen des Risikomanagements relevant sind.

Risikoanalyse und -bewertung: Wichtige Techniken im Risikomanagement bei Speditionen

Die Risikoanalyse und Risikobewertung sind zwei grundlegende Schritte, die bei einem erfolgreichen Logistik-Risikomanagement durchgeführt werden müssen. Zunächst einmal gilt es, die möglichen Risiken zu identifizieren und ihren Einfluss auf den Unternehmensgewinn zu bewerten. Auf dieser Basis sollten eine Steuerung der Risiken sowie eine umfangreiche Überwachung der Schwachstellen stattfinden. In den folgenden Abschnitten erklären wir genauer, wie man an eine Risikobewertung herangehen kann und welche Methoden dabei zur Verfügung stehen.

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Qualitative vs. quantitative Risikobewertung

Der quantitative Ansatz

Beim quantitativen Ansatz schauen sich die Speditionen konkrete, numerische Werte, vor allem die Statistiken an. Hieraus wird ermittelt, wie wahrscheinlich es ist, dass ein gewisses Szenario eintritt. Diese Wahrscheinlichkeit lässt sich dann mit Geldbeträgen verbinden, die im schlimmsten Fall als Verlust einzuplanen sind.

In der Regel listet man dafür die Vermögenswerte zusammen mit den Wiederbeschaffungskosten auf. Nun muss ein Auswirkungsgrad bei vollständigem oder teilweisem Verlust ermittelt werden. Diesen koppelt man dann an das Gesamtrisiko sowie die Wahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses. Vor allem bei Investitionen ist eine solche quantitative Risikobewertung relevant, um den ROI (Return on Investment) richtig einschätzen zu können.

Der qualitative Ansatz

Der qualitative Ansatz ist im Vergleich zur quantitativen Risikoanalyse weitaus subjektiver. Hier werden meist gewisse Skalen, zum Beispiel von 1 bis 10 oder von niedrig bis hoch, verwendet. Die Analysten greifen bei dieser Art von Risikomanagement in der internationalen Logistik auf Erfahrungswerte und historische Daten, Expertenmeinungen und hauseigene Praktiken zurück.

Diese Methode ist vor allem bei kleineren Unternehmen vorteilhaft, um schwer erfassbare Daten bewerten zu können. Da die Herangehensweise sehr subjektiv ist, hat sie im Vergleich zum quantitativen Ansatz deutliche Nachteile. Wer sich in der globalen Logistik mit vielen Routen durchsetzen will, muss in der Regel auf konkrete statistische Daten zurückgreifen.

Gegenüberstellung: Quantitative und qualitative Risikobewertung

Quantitative Risikobewertung Qualitative Risikobewertung
Konkrete Zahlen und Statistiken
Basiert auf subjektiven Erfahrungswerten
Wahrscheinlichkeit berechnen, dass ein negatives Ereignis eintritt
Meist Risikobewertungen über subjektive Skalen wie 1 bis 10 oder niedrig, mittel, hoch
Wiederbeschaffungskosten und Verluste ermitteln
Gut für kleine Unternehmen und Projekte geeignet
Vergleich mit dem Gesamtrisiko anstellen
Nicht so genau wie quantitative Methode
Wichtig für Investitionsplanung
Ist genauer und wird bei großen Speditionen eingesetzt

Risikomatrix und ihre Anwendung im Risikomanagement

Aufbauend auf der Risikobewertung stellen Unternehmen in der internationalen Logistik beim Risikomanagement eine so genannte Risikomatrix auf. Hierbei werden die ursprünglichen Daten in Risikostufen und Stärke der Auswirkung übersetzt. Auf einer Skala trägt man so die Risiken von beispielsweise sehr gering bis hin zu hoch ein. Die Vertikale könnte wiederum die Schadenshöhe darstellen.

Nun kann man genau eintragen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein negatives Ergebnis eintreten kann und wie hoch die möglichen Schäden sind. Die ungünstigste Kombination wäre ein Ereignis, das sehr wahrscheinlich ist und große Folgen nach sich ziehen würde. Auf dieses Szenario müssten sich die Risikomanager bei den Verhinderungsstrategien am stärksten konzentrieren.

Auswirkung/ Risiko 0 bis 25 Prozent 26 bis 60 Prozent 61 bis 100 Prozent
niedrig
Cyberkriminalität
Materialschäden
Zollerhöhungen
mittel
Diebstahl/Einbruch
Verkehrsbedingungen
steigende Treibstoffkosten
hoch
Unfälle
Kundenausfall
Lieferverspätung

Strategien zur Risikominderung in der internationalen Logistik

Im nächsten Schritt müssen sich die Risikomanager Strategien einfallen lassen, die zu jedem negativen Ereignis passen und dieses vermeiden beziehungsweise mindern können. Nicht alle Gefahren können komplett ausgeschlossen werden. Hierfür ist im Risikomanagement bei Speditionen die Risikoüberwälzung, also die Verteilung der Risiken auf andere Träger wie Versicherungen, ein adäquates Mittel.

Methoden und Strategien im Risikomanagement in der Logistik:

  • Risikovermeidung: auf riskante Entscheidungen verzichten
  • Risikominderung: Wahrscheinlichkeiten verringern
  • Risikoüberwälzung: Risiken auf Versicherungen verteilen
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Risikovermeidung in der Logistik

Risikovermeidung ist ein Ansatz, der im Risikomanagement bei Speditionen besonders wichtig ist. Vor allem dann, wenn ein negatives Ereignis existenzgefährdend sein könnte, würde man weder Kosten noch Mühen scheuen, um es komplett auszuschließen. In der Logistikbranche könnten das zum Beispiel die operationellen Gefahren, also Unfälle, Brände oder Kriminalität entlang bestimmter Wege sein. Die Strategie ist sehr offensiv und geht davon aus, lieber auf ein Geschäft zu verzichten, als das erhöhte Risiko einzugehen.

Wer als Spedition beispielsweise einen Großteil seiner Waren auf einem Frachtschiff ins Ausland versendet, wird darauf achten, dass die Reederei eine Route wählt, die mit geringeren Gefahren verbunden ist. So sollten Schifffahrtswege nicht an Küsten vorbeiführen, die für Piraterie bekannt sind. Gewisse Destinationen würden trotz guter Bezahlung in Hinsicht auf Gefahren und mangelnde Versicherungsoptionen komplett ausgeschlossen werden.

Andererseits müssen die Risikomanager in der Logistikbranche natürlich auch die Kosten der Umwege oder Ausfälle gegenrechnen und sich anschauen, wo man dauerhaft mehr Verlust macht.

Risikominderung in der Logistik

Bei der Risikominderung im Risikomanagement bei Speditionen konzentrieren sich die Unternehmen auf die Reduzierung von Wahrscheinlichkeiten. Diese bestehen zwar bei den getroffenen Entscheidungen weiterhin, lassen sich aber mit gewissen Maßnahmen gut begrenzen. Das ist vor allem durch technische Mittel möglich.

In der LKW-Logistik sind so Investitionen in Sicherheitssysteme sinnvoll, um das Risiko von Unfällen und damit verbundenen Schäden zu mindern. Wurde der Fachkräftemangel als das größte Risiko in der Zukunft identifiziert, müssten wiederum andere Strategien eingesetzt werden. Die Unternehmen würden sich zum Beispiel darum bemühen, im Ausland nach möglichem Nachwuchs zu suchen oder selbst neues Personal auszubilden.

Ein weiteres gutes Beispiel für die Risikoverminderung im Logistik-Risikomanagement ist die Investition in spezielle Technik, welche die Verladungen im Umschlagslager reguliert. Je genauer ein solches System auf Basis künstlicher Intelligenz arbeitet, desto geringer ist am Ende das Risiko von Fehlverladungen und damit unnötigen Wegen beziehungsweise Lieferausfällen.

Risikoüberwälzung in der Logistik

Da nicht alle Risiken komplett ausgeschlossen werden können, macht es für viele Unternehmen in der Speditionsbranche Sinn, diese auf andere Träger zu verteilen. Dazu gehören in erster Linie Versicherungen, welche im Schadensfall einspringen und die Kosten ersetzen. Dadurch sind Wiederbeschaffungen schneller möglich und das negative Ereignis wirkt sich nicht existenzgefährdend aus.

Im Logistik- und Speditions-Risikomanagement wird die Risikoüberwälzung besonders stark in Bezug auf die Gefahren im Straßenverkehr angewendet. Während die Haftpflichtversicherungen obligatorisch sind, sollten die transportierten Waren separat über eine Police abgesichert werden.

Eine andere Methode, mit der sich die Risiken streuen lassen, ist die Nutzung von Subunternehmen. Wer die Logistikprozesse an einen anderen Dienstleister abgibt, überträgt damit auch einen großen Teil des Risikos. Geht die Fracht dann beispielsweise verloren, muss der beauftragte Spediteur dafür haften.

Technologie im Risikomanagement: So wird sie in der Logistik eingesetzt

Technologie ist beim Risikomanagement der internationalen Logistik essentiell. Sie kann im Speziellen dabei helfen, die Risiken zu mindern. Im operationellen Bereich könnte man so das Betriebsgelände mit Sicherheitstechnik, zum Beispiel Zugangsbeschränkungen und Kameras, ausstatten. Eine besondere Bedeutung kommt dem Speditionslager zu , das im Fokus solcher Maßnahmen stehen sollte.

Darüber hinaus lassen sich beim Transport Risiken mit Hilfe von Technik erheblich senken. Abbiegehilfen bei LKW und Gesichtserkennungssoftware, welche eine mögliche Übermüdung beim Fahrer erkennt, sind aktuell probate Mittel, um Unfälle auszuschließen. In der Zukunft dürften selbstfahrende Systeme eine interessante Option für eine internationale Logistik mit geringem Risiko sein.

Mit dem Einsatz von Technologie lässt sich zudem das Risiko eingrenzen, dass andere Unternehmen an der eigenen Spedition vorbeiziehen. Es ist generell sinnvoll, sich die Investitionen in Technologie und Innovation der Konkurrenz anzusehen, um in diesem Bereich auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Digitale Technik kann darüber hinaus bei der Analyse selbst helfen. So werten Algorithmen effizient Big-Data-Informationen, also konkrete Statistiken, aus. Dadurch vereinfacht sich auch die Erstellung von Risikomatrizes. Wahrscheinlichkeiten und Auswirkungen sind über den Computer schneller berechnet.

Compliance und rechtliche Aspekte im Risikomanagement

Die heutige Verpflichtung zur Überwachung existenzgefährdender Risiken für Unternehmen kommt ursprünglich aus dem Aktiengesetz, wonach Konzerne zu einer breiten Streuung des Kapitals auf verschiedene Anteilseigner verpflichtet sind, um Risiken proaktiv einzudämmen.

Diese Vorgabe basiert konkret auf § 91 Abs. 2 Aktiengesetz (AktG) und betrifft daher nur Unternehmen mit der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Eine konkrete Entsprechung für kleinere Unternehmen in der Logistik mit anderer Rechtsform existiert eigentlich nicht. Dennoch haben sich auch hier gewisse Compliance-Regeln durchgesetzt, über welche Risikomanagement und Transparenz garantiert werden sollen.

Risikofrüherkennungssysteme betreffen dabei auch Unternehmensreputation, die im Fall einer Zusammenarbeit mit riskanten Partnern gefährdet sein kann. Die Analyse des Logistik-Risikomanagements könnte demnach ergeben, dass eine Kooperation mit Unternehmen, die gegen Umweltauflagen oder den Tierschutz verstoßen, zu einem hohen Imageschaden führen könnte. Solche Verbindungen auszuschließen, würde dann neben den gesetzlichen Vorgaben in die Compliance-Regeln mit aufgenommen werden.

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Nachhaltigkeit und Risikomanagement in der Logistik

Nachhaltige Aspekte werden in vielerlei Hinsicht immer wichtiger für Unternehmen. Zum einen bietet der Umweltschutz eine gute Möglichkeit, das eigene Image zu verbessern. Speditionen, die sich hier nicht aktiv engagieren, laufen Gefahr, in der öffentlichen Meinung negativ wahrgenommen zu werden.

Abgesehen davon sind politische Entscheidungen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer ein gewisses Risiko für Unternehmen, die nicht bereit oder in der Lage sind, sich auf diese Veränderungen vorzubereiten. Höhere Abgaben auf Diesel und Benzin sind beispielsweise absehbar, weswegen es eventuell sinnvoll ist, frühzeitig auf andere Kraftstoffe wie E-Fuels oder Strom umzusteigen.

Andere Regelungen könnten die Verpackungen und die Lieferketten selbst betreffen. Diesbezüglich kommen beispielsweise ein mögliches Verbot von Plastik und der Umstieg auf Recyclingmaterialien in Betracht. Gleichzeitig ist die Einhaltung gewisser Nachhaltigkeitsregeln auch eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Die Gefahren, die mit dem Klimawandel einhergehen, werden sich perspektivisch auch auf die Speditionsbranche auswirken und könnten zu spürbaren Veränderungen für die Branche führen.

Notfallplanung und Krisenmanagement in der internationalen Logistik

Ein gutes Risikomanagement in der internationalen Logistik basiert auf dem PPRR-Prinzip. Diese Abkürzung steht für Prevention (Vorbeugung), Preparedness (Vorbereitung), Response (Reaktion) und Recovery (Erholung). Abgesehen von den vorbeugenden und verhindernden Maßnahmen müssen die Risikomanager in der Spedition also Notfallpläne ausarbeiten.

Für jedes Szenario würde man gewisse Maßnahmen festhalten, die jeder Mitarbeiter einzuhalten hat. Sehr augenscheinlich wurde das zum Beispiel bei der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Auch wenn dieses Ereignis für viele unerwartet kam, hätten sich Unternehmen mit konkreten Notfallplänen (Einkauf von Hygieneartikeln, Umstellung auf systemrelevante Lieferungen, Kurzarbeiter-Modelle) darauf vorbereiten können.

Tritt das Ereignis nun ein, müssten alle Mitarbeiter dem konkreten Notfallplan folgen. Bei einer Fehlbeladung von Fahrzeugen würde es genauso Handlungsmuster geben wie bei Warenverlusten oder größeren politischen Krisen. Auf diese Weise lassen sich die Auswirkungen negativer Ereignisse deutlich reduzieren.

Nachdem der Umgang mit der Krise erfolgreich gemeistert wurde, geht es darum, die Schäden zu beseitigen und eine Phase der Regeneration zu ermöglichen. So sollten die Mitarbeiter schnell wieder in ihre normale Arbeit gebracht werden und eventuell notwendige Materialien, Waren oder Technologien wiederbeschafft werden. So lassen sich bereits nach kurzer Zeit die gewohnten Kapazitäten wieder erreichen.

Erfolgreiches Risikomanagement in der Praxis: Fallbeispiele

Schauen wir uns an dieser Stelle zwei Beispiele für ein erfolgreiches Risikomanagement in Speditionen an, um das bisher Erörterte zu verdeutlichen.

Beispiel 1

Gehen wir davon aus, dass ein Unternehmen in Rotterdam Aufträge verschiedener Firmen annimmt, um internationale Waren nach Asien zu verschiffen. Es gehen so Angebote von einem Getränkehändler ein, der seine Produkte nach Japan geschafft wissen möchte. Ein anderer möglicher Partner fragt einen Transport von Bauteilen zu einem Hafen im Jemen an.

Konkrete Entscheidungen werden hier auf einem umfangreichen Risikomanagement der Spedition basieren. Sie wird zunächst verschiedene Risiken analysieren und diese als wahrscheinlicher und unwahrscheinlicher bewerten. So könnte in bei dieser Sachlage eine Risikomatrix aussehen:

Auswirkung/ Wahrscheinlichkeit niedrig mittel hoch
geringfügig
Änderungen der Zollregelungen in Japan
Cyberkriminalität
Unwetter/ Lieferverzögerung
hoch
Einbruch im Lager
Unfälle
Kundenausfall
existenzgefährdend
Hafenüberflutung, Explosionen, Brand
Piraterie/ Rebellenangriffe Küste Jemen
Personalmangel

Auf Basis des Risikomanagements der Spedition wurden drei konkrete Fälle als existenzgefährdend identifiziert. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Unglücke im Lager und im Hafen von Rotterdam. Durch die bereits bestehenden Schutzmaßnahmen, welche die Hafenverwaltung und die Regierung eingeführt haben, ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses gering, aber nicht auszuschließen. Man wird einen Notfallplan für alle Mitarbeiter erstellen und Versicherungen abschließen.

Deutlich wahrscheinlicher ist es angesichts der analysierten aktuellen Lage, dass es bei einem Transport in den Jemen oder an der Küste des Jemens vorbei zu Rebellenangriffen auf das Schiff kommt. Sollte ein negatives Ereignis dieser Art eintreten, wäre es existenzgefährdend.

Aufgrund dieser Analyse wird das Unternehmen also den Auftrag einer Lieferung von Bauteilen in den Jemen ablehnen. Zudem könnte eine Kooperation für ein negatives Image der Spedition sorgen, da sie nicht weiß, für was genau diese Bauteile verwendet werden. Es besteht das Risiko, terroristische Zwecke zu unterstützen, was gegen die Compliance-Regeln und internationales Recht verstößt.

Beim Auftrag aus Japan wird das Unternehmen überlegen, ob sich das Risiko, die Waren über das Rote Meer zu verschiffen, im Vergleich zu einem Umweg um Südafrika lohnt oder nicht. Hierzu wertet das Risikomanagement der Spedition die aktuellen Daten aus und kommt zu dem Ergebnis, dass 98 Prozent aller Schiffe, die die Region passieren und der Küste nicht zu nahe kommen, nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Entscheidung wird also für einen Transport durch das Rote Meer nach Japan ausfallen.

Durch zusätzliche Schutzmaßnahmen – zum Beispiel Überwachungssysteme, verstärkte Containerwände, hermetische Verschlusssysteme und Versicherungen – kann die Spedition das Risiko zusätzlich verringern. Diese Maßnahmen werden weitere Gefahren wie Schäden durch Unwetter ausschließen. Ein stärkerer Fokus wird aufgrund der möglichen Folgen aber auf der Risikoverminderung von Unfällen und Einbrüchen liegen. Die Gefahr politischer Veränderungen in Japan wird nicht priorisiert.

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Beispiel 2

In einem zweiten Beispiel gehen wir davon aus, dass eine Spedition Hochwertgüter wie Elektronik und pharmazeutische Maschinen transportiert. Der Konzern bekommt verschiedene Aufträge aus diversen Regionen der Erde. So wird nach der Lieferung von medizinischen Apparaten nach Russland angefragt. Ein anderer Auftrag ist der Versand von Fernsehgeräten nach Großbritannien, wo die neue Regierung nach dem Brexit Zollgebühren und Einfuhrabgaben eingeführt hat. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass es weitere Änderungen bei der Zollanmeldung im Warenverkehr nach Großbritannien nach dem Brexit geben wird.

Das Risikomanagement wird in diesem Fall eine Risikomatrix erstellen, in welcher politische Instabilitäten, Sanktionen und Handelsembargos eine wichtige Rolle spielen:

Wahrscheinlichkeit Auswirkung
Verstöße gegen Sanktionen (Russland)
hoch
hoch
Kundenausfall eines bisher unbekannten Kunden aus Russland
mittel
hoch
Imageschaden Lieferung nach Russland
hoch
mittel
Zollerhöhung Großbritannien
mittel
mittel
neue Umweltauflagen UK
mittel
gering
neue Umweltauflagen Russland
gering
gering
Lieferverzögerung UK und Russland
hoch
mittel
Unwetter
niedrig
hoch
Einbruch/Diebstahl
mittel
hoch

Auf Basis der Risikobewertung wird das Unternehmen höchstwahrscheinlich den Auftrag aus Russland ablehnen. Einerseits besteht gerade bei den Hochwertwaren angesichts des analysierten Ausfallrisikos auf Seiten des bisher unbekannten Kunden eine mögliche Existenzgefährdung. Zudem wird der Transport mit großer Wahrscheinlichkeit gegen das bestehende Handelsembargo gegen Russland verstoßen. In diesem Fall würde man als Standardverfahren zunächst die Prüfung der aktuellen Sanktionsliste vornehmen. Angesichts der bestehenden Sanktionen wäre die Auftragsannahme mit einem Bruch der Compliance-Regeln und einem Imageschaden verbunden.

Bei der Lieferung der Fernsehgeräte nach Großbritannien bestehen ebenfalls gewisse Risiken, die sich jedoch besser einkalkulieren lassen. So sind die Zollerhöhungen in Großbritannien zwar wahrscheinlich, aber auch absehbar. Somit wird die Spedition nach dem Risikomanagement gestiegene Kosten für die Einfuhr bereits von vornherein einplanen und sie auf die eigenen Preise umschlagen.

Gegen die Risiken potenzieller Umweltauflagen bereitet sich die Spedition seit langer Zeit vor, da sie auch weiß, dass der Klimawandel eine langfristige Auswirkung auf ihr Geschäft haben wird. Entsprechend wurden viele Technologien auf Nachhaltigkeit umgebaut. Zudem hat man die Lieferfahrzeuge und Lager mit Überwachungstechnik und einbruchsicheren Zugängen versehen. Da die potenziellen Auswirkungen von Diebstahl als hoch eingestuft worden sind, legt das Unternehmen einen besonderen Fokus auf die Risikoverminderung dieses Ereignisses.

Zukünftige Trends und Innovationen im Risikomanagement

Die zukünftigen Trends im Risikomanagement bei internationaler Logistik sind eng mit dem Fokus auf die Nachhaltigkeit und der Anwendung von künstlicher Intelligenz verbunden. Ersteres ist mit einem immer stärkeren Risiko verbunden: dem Klimawandel. Dieser dürfte in den kommenden Jahren praktisch und politisch eine immer wichtigere Rolle spielen.

Künstliche Intelligenz als Technologie kann gerade in diesem Bereich Abhilfe schaffen und die Folgen bestimmter Handlungsmuster auf die Umwelt sowie auf die Spedition berechnen. Sie dient einer genauen Überwachung der vorhandenen Risiken und kann diese sogar auf Basis verschiedener Anwendungen mindern.

Codes und Algorithmen werden somit die meisten Bereiche des Risikomanagements bestimmen. Sie helfen bei der Identifizierung, Analyse und Bewertung von Risiken ebenso wie bei der konkreten Minderung der Wahrscheinlichkeit, dass ein negatives Ereignis eintritt.

Fazit: Proaktives Risikomanagement in der internationalen Logistik zahlt sich aus

Es ist deutlich erkennbar, dass das Risikomanagement in der internationalen Logistik immer wichtiger wird. Seit etwa den 1990er Jahren hat sich entsprechende Praktiken als erfolgreich erwiesen und konnten bei Speditionen diverse Schäden verhindern. Die möglichen Risiken zu identifizieren und über konkrete Maßnahmen proaktiv zu beseitigen beziehungsweise zu mindern, ist essentiell, um dauerhaft auf dem Markt bestehen zu können.

Hierfür stehen den Speditionen diverse Technologien und Praktiken zur Verfügung. Dazu gehört eine umfassende mathematische Analyse der möglichen Gefahren und Wahrscheinlichkeiten ebenso wie der Folgen. Hieraus lassen sich Risikomatrizes erstellen, über die sich das Logistik-Risikomanagement einen Überblick über die realistischen Risiken verschafft. Auf dieser Basis können Maßnahmen eingeleitet werden und eine Vorbereitung mit Hilfe von Notfallplänen erfolgen.

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