Mit Hilfe von sogenannten „Smart Contracts“ können Sie den internationalen Handel und insbesondere die Zollabwicklung noch effizienter gestalten. Immer mehr Unternehmen und Behörden steigen auf diese Blockchain-basierten Programme um und automatisieren damit viele der Vorgänge bei der Ein- und Ausfuhr. Was aber sind Smart Contracts und wie können sie für Zollprozesse eingesetzt? Lassen Sie es uns herausfinden.
Was sind Smart Contracts?
Die ersten Smart Contracts wurden bereits in den 1990er Jahren geschaffen. Der Informatiker Nick Szabo machte sie populär und hatte bereits von Anfang an geschäftliche Vertragsverbindungen im Kopf. Während der 2000er- und 2010er-Jahre erlangte die Blockchaintechnologie zunehmend an Bedeutung. Dieses kryptographische System basiert auf der dezentralen Kopplung vieler Computer, die bestimmte Aufgaben lösen müssen, um der Codekette ein weiteres Glied anzufügen. Dadurch sind die gespeicherten Daten irreversibel und nicht manipulierbar. Auf diesem Prinzip bauen Smart Contracts auf. Bei Smart Contracts handelt es sich um einfache Programme, die innerhalb der Blockchain abgespeichert werden. Bisher werden sie vor allem für Kryptowährungen, das dezentrale Finanzwesen und NFT-Echtheitszertifikate (NFT – Non-Fungible Tokens) verwendet.
Funktionsweise von Smart Contracts
Smart Contracts werden erst in der Blockchain abgespeichert, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Im Zollwesen und bei anderen geschäftlichen Transaktionen sollen sie automatisiert Verträge ausfertigen, sobald alle Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Das technische Prinzip der Smart Contracts lässt sich, einfach ausgedrückt, mit „wenn – dann“ beschreiben. Bestätigt zum Beispiel ein Vertragspartner, dass der Kaufpreis eingegangen ist, wird das in der Blockchain festgehalten und das Miniprogramm initiiert, getragen von einem Netz an Computern, eine ganze Ereigniskette.
Im Rahmen der Zollabwicklung lassen sich Smart Contracts einsetzen, indem die digitalen Zolldokumente, ohne menschliche Mitwirkung, auf Richtigkeit und Echtheit geprüft werden. Wenn alles in Ordnung ist, folgt eine Bestätigung und die Waren werden ohne weitere Kontrolle durch den Zoll geleitet.
Vorteile von Smart Contracts im internationalen Handel
Die Vorteile der Smart Contracts für den internationalen Handel liegen vor allem in der Effizienzsteigerung der Zollabwicklung und -kontrollen. Es wird weniger Personal benötigt und die Waren kommen schneller an ihren Bestimmungsort. Die Unternehmen sparen durch derartige Digitalisierung von Zollprozessen Ressourcen und Geld ein.
Die Vorteile von Smart Contracts im internationalen Handel im Überblick:
- schnellere Abwicklung der Zollprozesse
- geringere Kosten
- weniger Personalbedarf
- transparente Lieferketten
Effizienzsteigerung durch Automatisierung
Der wichtigste Vorteil von Smart Contracts für den internationalen Handel ist die Steigerung der Effizienz. Die Miniprogramme automatisieren die meisten der monotonen Aufgaben bei der Zollabwicklung. Eine lange und aufwendige Prüfung der Packungsinhalte und Zolldokumente ist nicht mehr notwendig.
Auch an anderen Stellen können Smart Contracts die Geschwindigkeit erhöhen. Das gilt vor allem für Kauf- und Lieferverträge mit internationalen Partnern. Sobald eine Zahlung eingegangen ist, kann das Miniprogramm einen rechtskräftigen Vertrag erstellen und die Sendung in den Warenausgang bringen lassen. Auf der Blockchain werden dann alle wichtigen Daten zur Lieferung gespeichert, so auch die Zollanmeldung und eventuelle Lizenzen. Diese werden an der Zollstelle geprüft und nach der Bestätigung wird ein weiterer Smart Contract in Gang gesetzt.
Je kürzer die Wartezeiten bei der Zollabwicklung sind, desto schneller gelangen die Waren zum Endkunden. Die Unternehmen können ihre Warenumläufe optimieren und ihre Umsätze steigern. Zudem sparen sie bei der Anmietung und Nutzung von Containern ebenso ein, wie bei den Kosten für Transportfirmen, die dann nur für einen kürzeren Zeitraum beansprucht werden müssen.
Kostensenkung durch Reduzierung manueller Prozesse
Durch den Einsatz von Smart Contracts für die Zollabwicklung sinken die Kosten erheblich. Zunächst einmal sparen die Unternehmen beim Personalbedarf ein. Darüber hinaus werden wichtige Dokumente wie die Ausfuhranmeldung beim Zoll oder die Ausgangsvermerke digitalisiert abgespeichert. Ausdrucke sind nicht mehr nötig und der Papierverbrauch wird reduziert.
Die zunehmende Abschaffung manueller Prozesse sorgt für mehr Freiraum für die Mitarbeiter, um sich der Optimierung anderer Verfahren bzw. der Erledigung anderer Aufgaben widmen zu können. Durch frei werdende Kapazitäten und neue Ressourcen können Unternehmen ihr Geschäftsmodell optimieren. Insofern sind Smart Contracts schon heute eine Möglichkeit, Ausgaben und Einnahmen im internationalen Handel in ein besseres Verhältnis zu bringen.
Mehr Transparenz im Handel
Smart Contracts und Blockchain sorgen für mehr Transparenz in der Lieferkette. Die Kryptografie kann eindeutig Informationen zur Herkunft, zur Route und zur Zollanmeldung einem bestimmten Paket zuordnen. Einmal eingescannt, werden die Daten ausschließlich an Befugte freigegeben.
Hier können Exporteur, Importeur, Frachtführer und Zoll genau nachverfolgen, auf welchem Weg die Waren transportiert wurden, wie lange sie wo gelagert waren, ob sie aus nachhaltigen Quellen stammen und welche Ereignisse auf der Reise eingetreten sind. So können beispielsweise Meldungen über eine unbefugte Öffnung der Pakete oder eine unerwartete Erwärmung von Produkten in der Kühlkette erfolgen.
Dies steigert insgesamt die Sicherheit, da verschiedene Instanzen reagieren können. Der Zoll hat so etwa die Möglichkeit, verunreinigte oder verdorbene Artikel frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen, ohne dabei gleich die komplette Charge konfiszieren zu müssen.
Anwendungen von Smart Contracts im internationalen Handel
In der Praxis werden Smart Contracts bereits an vielen Stellen angewendet. Bisher sind es vor allem Lieferunternehmen und E-Commerce, die auf die Miniprogramme in der Blockchain setzen. Sehen wir uns einige Beispiele an.
Praxisbeispiele für den Einsatz von Smart Contracts im internationalen Handel
Das wohl relevanteste Beispiel für Smart Contracts im internationalen Handel sind klassische Kaufverträge. Nehmen wir an, dass ein Kunde im E-Commerce Pullover aus Großbritannien kauft und seine Bestellung online aufgibt. Es wird zunächst ein Kaufvertrag unter Vorbehalt erstellt. In der Blockchain entsteht nun ein Smart Contract, der unter der Bedingung wirksam wird, dass die Zahlung erfolgt. Sendet der Käufer das Geld an den Anbieter, wird das Programm aktiviert und startet damit, die Zollanmeldung für die Pullover zusammen mit dem Packungsinhalt sowie der Handelsrechnung zu kreieren. Diese werden dann automatisiert der Lieferung beigefügt und ein QR-Code für den Zugriff durch den Zoll aufgedruckt.
Etwas komplexer wird es, wenn den Smart Contracts IoT-Funktionen (IoT – Internet der Dinge) hinzugefügt werden. Über Sensoren kann die Lieferkette verfolgt werden. Alle an der Blockchain beteiligten Akteure wissen also zu jeder Zeit, wo sich die Ware gerade befindet. Gesteigert werden kann dadurch beispielsweise die Effizienz bei der Prüfung sicherer Ware im Sinn des Luftsicherheitsgesetzes. Danach müssen die Pakete von einem bekannten Versender oder einem zugelassenen Transportunternehmen sicher verpackt werden. Kommt es zu einer Öffnung der Verpackung, gilt die Ware automatisch als unsicher: Eine erneute Prüfung ist nötig. Über IoT-Sensoren kann festgestellt werden, ob die Verpackung in irgendeiner Art und Weise beschädigt worden ist. Falls dies der Fall ist, wird eine Meldung in der Blockchain erstellt. Da die Bedingung zur weiteren Verladung nicht erfüllt ist, löst der Smart Contract nun keine weitere Ereigniskette aus. Die Beförderung ist erst möglich, wenn eine erneute Sicherheitsprüfung abgeschlossen ist.
Standard sind die Smart Contracts heute bereits beim Seefracht-Export. Traditionell kamen hier mehrere Zwischenhändler in den Häfen zum Einsatz. Dadurch erhöhten sich die Kosten und die Transportzeit wurde länger. Durch Smart Contracts können diese Mittelsmänner übergangen werden. Die Abwicklung der Verladungsprozesse und der Zollanmeldung wird automatisiert mit Hilfe der Blockchain gestaltet.
Herausforderungen und Risiken bei Smart Contracts
Natürlich bringen Smart Contracts für den internationalen Handel auch Herausforderungen mit sich. Viele Händler haben Bedenken bezüglich der Sicherheit. Diese ist jedoch durch die aufwendige und dezentrale Kryptografie besser gewährleistet als bei Technologien, die auf dem Einsatz einzelner Server basieren.
Technologische Hürden und Sicherheitsfragen
Beteiligte müssen oftmals über ihren eigenen Schatten springen, wenn es um die Sicherheit in Bezug auf Smart Contracts geht. Schließlich werden alle wichtigen Informationen zu Sendern, Empfängern, Waren, Warenzusammensetzungen und Preisen dezentral gespeichert. Kommt es zu erfolgreichen Cyberangriffen, könnten diese Daten in falsche Hände geraten und missbräuchlich genutzt werden.
Im Vergleich zu anderen Datenbanken sind die Blockchain-basierten Smart Contracts allerdings wesentlich sicherer. Getragen wird der Algorithmus von einem dezentralen Netzwerk an Computern. Um einen Code hinzuzufügen, müssen zunächst bestimmte Vorgaben erfüllt werden. Die Zuordnung zur Ware ist dann eindeutig und die Transaktionen irreversibel.
Die Unumkehrbarkeit der ausgeführten Aktionen kann in der Praxis aber auch zum Problem werden. Treten Fehler im Programm auf oder werden falsche Daten eingespeist, ist eine Rückkehr zum Originalzustand nicht mehr möglich. Hier muss also sichergestellt werden, dass die Eingabeanforderungen klar sind und der Code fehlerfrei funktioniert.
Rechtliche und regulatorische Aspekte
Damit Smart Contracts rechtlich geltende Verträge erstellen können, müssen einige gesetzliche Bestimmungen erfüllt sein. So müssen die Teilnehmer abklären, inwiefern Smart Contracts im jeweiligen Land als rechtsgültig anzusehen sind. Als Nächstes ergibt sich die Frage, ob eine mehrwertsteuerpflichtige Leistung besteht. Dies ist vor allem beim E-Commerce relevant, bei dem Smart Contracts besonders häufig Anwendung finden. Wird lediglich die Plattform für den Handel bereitgestellt, würde das zunächst keine Mehrwertsteuerpflicht auf den Service bedeuten. Anders ist es, wenn der Plattformbetreiber und Anbieter des Smart Contracts auch der Verkäufer ist.
Zukunftsaussichten und Fazit zu Smart Contracts im internationalen Handel
Smart Contracts zeigen im internationalen Handel und bei der Zollabwicklung bereits jetzt deutliche Vorteile. Durch den Wegfall von Zwischenhändlern und manuellen Prozessen werden die Vorgänge beim Import und Export immer effizienter. Sie lassen sich schneller und zu geringeren Kosten umsetzen.
In der Zukunft dürften auch die Zollbehörden komplett auf derartige Blockchain-Technologien umsteigen und diese in ihre Plattformen integrieren. Das steigert nicht zuletzt die Sicherheit gegenüber den zuvor zentralisierten Datenbanken des Zolls.
Angesichts einer klaren Entwicklung bei der Automatisierung und Optimierung von Prozessen sollten Unternehmen bereits jetzt Blockchain-Technologie und Smart Contracts in ihre Best Practices einbeziehen. Eine umfassende technische Schulung bereitet Sie und Ihre Mitarbeiter auf die zukünftigen Verfahren bei der Zollabwicklung vor.