Der globale Handel hat vor allem über die vergangenen zwei Jahrhunderte hinweg deutlich zum Klimawandel beigetragen. Durch den von Emissionen wie CO2 befeuerten Treibhauseffekt wird es zunehmend wärmer. Das sorgt für das Abschmelzen der Polkappen, extreme Wetterbedingungen und einen höheren Meeresspiegel. Letztendlich hängen Klimawandel und internationale Handelsrouten eng miteinander zusammen. Einige Wege erweisen sich nicht mehr als profitabel, während andere Strecken zum Beispiel durch die Arktis attraktiver werden. Welche Auswirkungen der Klimawandel auf den internationalen Handel genau hat, erfahren Sie hier.
Klimawandel: Global spürbare Auswirkungen
Klimatische Veränderungen sind seit Jahrzehnten spürbar und sorgen für konkrete Effekte, die sich auf das Leben auf unserem Planeten ebenso auswirken wie auf den internationalen Handel. Zunächst einmal kommt es durch den Treibhauseffekt zu einer deutlichen Erwärmung der Erde. In Ländern wie Äthiopien und Sudan, aber auch in Südeuropa wird die Hitze allmählich zum Problem. Mit einem höheren Bewässerungsaufwand für Tomaten, Gurken und andere Obst- und Gemüsesorten, sind dort viele traditionelle Wirtschaftszweige in Gefahr.
Auf der anderen Seite werden Extremwetterereignisse wie Stürme und Überschwemmungen immer häufiger. Das war kürzlich in Regionen wie Pakistan, Honduras und Indien zu sehen. Viele dieser globalen Auswirkungen des Klimawandels treffen die Dritte Welt und Entwicklungsländer.
Neben den Produktionsausfällen und den verheerenden Folgen für die lokale Wirtschaft spielt die Veränderung von Wirtschaftsrouten eine wichtige Rolle. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den internationalen Handel sorgen für ein deutliches Umdenken bei der Navigation. Manche Wege könnten aufgrund der gestiegenen Risiken wegfallen, während das Abschmelzen von Eis im arktischen Meer neue Routen eröffnet.
Veränderungen der Handelsrouten durch den Klimawandel
Der Klimawandel und internationale Handelsrouten hängen eng miteinander zusammen. Dort, wo extreme Wetterbedingungen – zum Beispiel in Form von häufiger wiederkehrenden und nicht mehr saisonalen Hurrikans – vorherrschen, wird die Risikobewertung in der internationalen Logistik zum Urteil kommen, dass sich ein solcher Transport schlichtweg nicht mehr lohnt. Gleichzeitig ist die Route über die Arktis zunehmend relevant. Um was es hierbei geht, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
Neue Navigationsrouten in der Arktis
Gerade angesichts der kriegerischen Konflikte im südlichen Roten Meer und vor allem im Zusammenhang mit dem Jemen sowie Somalia wird die so genannte Nordostpassage und der direkte Weg durch das Nordmeer immer interessanter für internationale Logistiker. Durch die zunehmende Eisschmelze in der Arktis ist es seit einigen Jahren möglich, diesen Seeweg zwischen Europa und Asien zu nutzen. Experten gehen davon aus, dass weite Teile der Handelsroute bereits in den nächsten Jahrzehnten monatelang komplett eisfrei sein werden.
Bereits heute sind die arktischen Anrainerstaaten sehr aktiv bei der Erschließung neuer, durch den Klimawandel entstehender internationaler Handelsrouten. Ein Land, das sich in diesem Zusammenhang besonders hervor tut, ist Russland. Die Föderation verlangt für die Schiffswege nahe der eigenen Küste im Hohen Norden teils exorbitante Mautgebühren, verwendet sie aber selbst für den Handel mit der ostasiatischen Küste, allem voran mit China.
Auf die internationalen Gewässer in der Arktis umzusteigen, würde für die meisten Reedereien eine deutliche Kostenersparnis bedeuten. Hierbei würden die Mautgebühren an Russland oder für den Suez-Kanal wegfallen. Gleichzeitig reduzieren sich die Touren zeitlich um 30 bis 50 Prozent. Schiffe würden dann also im Durchschnitt 14 bis 20 Tage kürzer unterwegs sein und entsprechend weniger Treibhausgase emittieren. Experten gehen dadurch sogar von einer Senkung der Emissionen um circa 24 Prozent aus.
Während der Klimawandel also die internationale Handelsroute in der Arktis erst durch die Erderwärmung ermöglicht, könnte der neue Schifffahrtsweg eine Lösung zu ihrer späteren Wiedervereisung werden. Dauerhaft könnte zumindest über die neue Navigationsroute weniger Treibhausgas ausgestoßen werden.
Dennoch sind die Risiken auch hier groß. Einmal in Betrieb genommen, werden nur wenige Reedereien von der kürzeren, effizienteren Route abweichen wollen. Die Verwendung solcher Strecken durch Schiffe bringt zudem eine potenzielle Umweltverschmutzung durch Abfälle, Öl und Abgas mit sich. Hierdurch könnten bisher unangetastete Gebiete in der Arktis in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wetterbedingte Störungen auf bestehenden Routen
Was die arktische internationale Handelsroute im Zusammenhang mit dem Klimawandel so relevant macht, ist nicht zuletzt auch die zunehmende Beeinträchtigung traditioneller Schifffahrtswege durch extreme Wetterereignisse. Immer wieder kommt es zu erheblichen Störungen, weswegen die Logistiker Verzögerungen und Mehrkosten einplanen müssen.
Die Dürren in Mittelamerika und die damit verbundenen niedrigen Wasserstände hatten so zur Folge, dass der Verkehr im Panamakanal seit 2023 deutlich eingeschränkt worden ist. Die Transite sind teilweise um 30 Prozent zurückgegangen. Zu hohe Wasserstände sind auf der anderen Seite kaum positiver zu bewerten. Wegen Sicherheitsbedenken kommt es dadurch immer wieder zu Einschränkungen der Handelswege.
Nicht zuletzt spielen die vermehrten heftigen Regenfälle in Europa und Asien eine Rolle. Kurzfristig werden Häfen geschlossen und können so nicht mehr als Umschlagplatz für den Warentransport verwendet werden. Diese Risiken müssen neben der allgemeinen Planung und den bürokratischen Abläufen beim Seefracht-Export beachtet werden.
Anpassungen in Zollverfahren angesichts des Klimawandels
Auch der Zoll muss auf die Veränderungen reagieren und sich an die neuen Bedingungen anpassen. Einerseits ist es sinnvoll, im Kampf gegen den Klimawandel Zollverfahren emissionsfreier und effizienter zu gestalten. Auf der anderen Seite können Regelungen getroffen werden, die gezielt Klimaziele durchzusetzen vermögen.
Technologische Innovationen im Zollbereich
Ein wichtiger Aspekt in Bezug auf Nachhaltigkeit und Zoll beziehungsweise grüne Zollverfahren ist der Umstieg auf umweltfreundliche Technologien. Allein durch die Digitalisierung lässt sich der Verbrauch von Ressourcen deutlich verringern. So müssen keine unendlichen Seiten an Formularen mehr ausgedruckt werden. Die Online-Anmeldung und das Aufdrucken eines QR-Codes auf die Ware reicht für den Transport über Grenzen hinweg vollkommen aus.
Künstliche Intelligenz sorgt für Automatisierung und Effizienzsteigerung und weiterhin für eine schnellere Abwicklung der Formalitäten. Dadurch sinkt der Stromverbrauch und somit auch die dafür verwendeten Energien. Allgemein sollten die Zollbehörden außerdem auf erneuerbare Quellen umsteigen und ihre Immobilien beispielsweise mit Solartechnik ausstatten.
Um die Herkunft und die Transportwege von Waren einwandfrei nachweisen zu können, ist der Einsatz von Blockchain-Technologie im internationalen Handel sinnvoll. Diese dezentral gespeicherten Codes können als Marker fungieren und die Kontrolle der Güter erleichtern. Ein gutes Beispiel ist die Überprüfung bestimmter Produkte wie Rindfleisch, Soja oder Holz auf eine entwaldungsfreie Lieferkette, wie sie von der Europäischen Zollunion seit 2023 gefordert wird.
Einführung von grünen Zöllen
Als regulative Instanz sitzt der Zoll an einem wichtigen Schalthebel, über den er das Handeln der Unternehmen in ökologische Bahnen leiten und eine nachhaltige Logistik initiieren kann. Vor allem die EU hat sich hier bereits hervorgetan und einige wichtige Gesetze für die Einfuhr in die Zollunion verabschiedet.
Schon jetzt in einer Übergangsphase gestartet ist das Gesetz zum CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM). Importeure in die EU müssen hierbei die CO2-Emissionen von energieintensiven Waren wie Zement, Stahl und Eisen über eine digitale Plattform kenntlich machen. Um diese dann einführen zu können, sollen ab 2026 CBAM-Zertifikate gekauft werden. Unternehmen wird daher empfohlen, sich schon jetzt mit diesem Thema zu beschäftigen und es in die eigenen Best Practices zu integrieren.
Strategien zur Risikominderung
Die eigenen Risiken zu minimieren, hängt unter anderem von einer Flexibilität in Hinsicht auf die in Zukunft verabschiedeten grünen Zollregelungen ab. Sich frühzeitig zu Klimazoll und entwaldungsfreien Lieferketten zu informieren, bietet den Unternehmen deutliche Vorteile, vor allem, wenn es um Compliance und mögliche Zollstrafen geht.
Daneben sollten auch die anderen Risiken, die bei Klimawandel und Zollverfahren auftauchen, beachtet werden. Gute Logistiker würden hierfür eine Risikomatrix erstellen und die Gefahren nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkung auflisten. Dass ein Schiff auf der internationalen Handelsroute durch das Rote Meer von jemenitischen Rebellen angegriffen wird, ist so zwar vergleichsweise unwahrscheinlich, hätte aber eine möglicherweise hohe Auswirkung. Diese könnte bei überfluteten Lagern wiederum etwas geringer sein, die Wahrscheinlichkeit wäre angesichts des sich verändernden Klimas aber immer höher. Daher würden sich Risikostrategien zunächst auf die Flutsituation einrichten und entsprechende Vorkehrungen treffen, als auf die Entführung oder den Angriff auf Schiffe.
Die Handelsrouten in der Zukunft im Auge zu behalten, kann jedoch auch abseits des Risikomanagements in der Logistik eine sinnvolle Strategie sein. Hier sind Kosten, Nutzen und Risiken genau abzuwägen. Bisher war es zum Beispiel so, dass die Nordostpassage entlang der russischen Küste zwar deutlich kürzer, aber angesichts der Mautgebühren auch teurer war als der längere Weg durch den Suez- oder Panamakanal. Mit dem Abschmelzen des arktischen Meeres eröffnen sich neue Wege, die nicht nur kürzer, sondern auch kostenlos sind – es handelt sich um internationale Gewässer.
Fazit: Logistiker und Zollbehörden müssen auf den Klimawandel reagieren
Auch vor dem globalen Handel und den Zollverfahren macht der Klimawandel nicht halt. Entsprechend müssen Logistiker und Behörden auf die bereits jetzt spürbaren Veränderungen reagieren. Das betrifft vor allem eine neue Evaluierung der Risiken, die auf bisherigen Handelsrouten herrschen. Stürme, starke Regenfälle und ähnliche extreme Wetterereignisse müssen hierbei einkalkuliert werden. Dürren und andere Klimakrisen können wiederum zu politischen Instabilitäten führen
Auf der anderen Seite eröffnen neue internationale Handelsrouten wie der arktische Seeweg Chancen, um Waren umweltfreundlicher transportieren zu können. Die Verkürzung der Fahrzeit sorgt so für einen deutlich gesunkenen CO2-Ausstoß.
Die Zollbehörden müssen ihrerseits dazu beitragen, die Zollverfahren dem Klimawandel anzupassen und nachhaltiger zu gestalten. Der Einsatz von digitaler Technologie, Künstlicher Intelligenz und Nachverfolgungscodes wie Blockchain hilft dabei, zu einem grünen, ökologischen Zollwesen zu gelangen.