Die Einführung internationaler Zollstandards und die Harmonisierung von Zollverfahren geht bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurück. Das Ziel gemeinsamer Standards ist dabei eine Erleichterung des globalen Handels. Ein gleiches System von Tarifen und Warencodes ebenso wie von Prozessen ist die Basis für den reibungslosen Warenverkehr von Alaska bis Singapur.
Grundlagen der internationalen Zollstandards
Die wichtigste Grundlage für einen funktionierenden globalen Handel sind die Abkommen, welche ab 1947 eingeführt wurden. Den Beginn des harmonisierten globalen Handels und der internationalen Zollstandards markiert das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT), das von 23 Staaten – einschließlich Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Indien, Norwegen, USA und Großbritannien – initiiert wurde. Ziel war es, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den internationalen Handel neu zu ordnen und zu fördern.
In der Zeit von 1948 bis 1994 wurden die meisten essenziellen internationalen Standards im Zollwesen entwickelt. Das beinhaltet unter anderem die Einführung harmonisierter Zolltarife und die Vermeidung von Dumping, also die Überschwemmung von Binnenmärkten mit extrem preiswerten Waren aus dem Ausland.
Anfang der 1990er Jahre wurde das GATT als Basis für die Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) genutzt. 76 Staaten und die Europäische Union (EU) waren die Gründungsmitglieder der heute führenden Institution zur Kontrolle und Standardisierung des Welthandels. Heute sind 164 Staaten und somit etwa 98 Prozent des weltweiten Bruttoinnlandprodukts an der WTO beteiligt.
Parallel dazu entwickelten sich weltweit verschiedene separate Freihandelsabkommen. Besonders bemerkenswert ist zudem die Entwicklung der Europäischen Zollunion, welche als eines der fortschrittlichsten und liberalsten Binnenhandelssysteme der Welt gilt.
Die wichtigsten internationalen Handelsabkommen und Zollstandards im Überblick
Neben dem GATT und seinen mehrfachen Verhandlungsrunden wurden in den vergangenen 80 Jahren verschiedene Abkommen getroffen, welche heute die internationalen Zollstandards maßgeblich prägen. Die bedeutendsten Vertragswerke stellen wir Ihnen hier im Einzelnen vor.
GATT (Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen)
Das GATT von 1947 ist so etwas wie das Gründungspapier des modernen Welthandels und seiner internationalen Zollstandards. Es wurde in mehreren Runden ausgehandelt, zu denen vor allem die Kennedy-Phase in den 1960er Jahren mit der Einführung von Anti-Dumping-Gesetzen gehört. Am Ende der Verhandlungen wurde mehr als ein Drittel der Tarife reduziert und es kam zu Harmonisierungsprozessen mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. In der Tokio-Runde der 1970er Jahre ging es eher um die Kontrolle von nicht-tarifären Maßnahmen, während die Uruguay-Runde von 1986 bis 1994 bereits an der Gründung der WTO als Kontrollinstanz arbeitete.
GATS (Allgemeines Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen)
Seit 1995 ist das General Agreement on Trade in Services GATS in Kraft. Es wurde durch das Wachstum des Dienstleistungssektors im internationalen Handel notwendig und von allen Mitgliedern der WTO unterschrieben. Ziel ist es hier, klare Regeln für den Verkauf von Services einzuführen und diese Märkte zu liberalisieren. Ein wichtiger Teil des Vertragswerks ist die Klassifizierung der verschiedenen Arten von Dienstleistungen.
Übereinkommen über geistiges Eigentum (TRIPs)
Im TRIPs-Übereinkommen haben sich die WTO-Staaten 1994 auf den Schutz des geistigen Eigentums und insbesondere der Patente geeinigt. Mit einer solchen Garantie ist es für Entwickler einfacher möglich, ihre Ideen über Grenzen hinweg zu exportieren. Dennoch bereitet das Thema geistiges Eigentum gerade heute viele Sorgen. Wirtschaftsspionage und unlautere Kopien sind keine Seltenheit und die Mitgliedstaaten der WTO werden dazu angehalten, verschärfte Kontrollen durchzuführen. Zusätzlich können separate Freihandelsabkommen – wie beispielsweise das zwischen der EFTA (European Free Trade Association) und der Türkei – dabei helfen, die Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums durchzusetzen.
Übereinkommen über die Landwirtschaft
Im Rahmen der Uruguay-Runde wurden ebenfalls internationale Zollstandards für den Handel mit Agrarprodukten eingeführt. Dieses Segment ist besonders empfindlich und die Öffnung der Märkte führt häufig dazu, dass die Landwirtschaft in reicheren Staaten subventioniert werden muss. Das Regelwerk der WTO bestimmt dabei, dass diese Subventionen nicht handelsverzerrend, sondern höchstens ausgleichend sein dürfen. Alternativ sind Zölle für die Einfuhr der landwirtschaftlichen Produkte eine Option. Wie hoch diese ausfallen dürfen, gibt aber ebenfalls das Agrarabkommen der WTO vor.
Übereinkommen über Antidumping
Dumping ist eine Form des Handels, bei der ein Land oder ein Unternehmen Produkte weit unter dem Herstellungspreis in einem anderen Staat verkauft und damit den dortigen Markt überschwemmt. Hierdurch kommt es zu starken Preisverzerrungen und die Binnenwirtschaft kann damit nicht mehr konkurrieren. Bereits bei der Gründungsakte des GATT war dieses Vorgehen ein Thema. Die wichtigsten Regelungen zum Antidumping-Übereinkommen wurden dann in der Kennedy-Ära gefasst und in den WTO-Kodex übernommen. Dumping ist heute vor allem im Zusammenhang mit Produkten aus China ein relevantes Thema. Die EU und die USA haben deshalb spezielle protektionistische Antidumping-Zölle eingeführt, mit denen der Import von Billigwaren kontrolliert werden kann.
Übereinkommen über technische Handelshemmnisse (TBT)
Bereits 1995 und somit mit Gründung der WTO trat das Übereinkommen über technische Handelshemmnisse TBT in Kraft. Die Idee dahinter ist es, technologische internationale Zollstandards einzuführen und vor allen Dingen das Kodierungssystem weiter zu harmonisieren.
WTO-Abkommen über sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen (SPS-Abkommen)
Das WTO-Abkommen über sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen (SPS) war ein wichtiger Schritt zur Einführung gemeinsamer internationaler Zollstandards in Bezug auf den Schutz der Gesundheit von Menschen, Pflanzen und Tieren. Die vereinheitlichten Kontroll- und Quarantänemaßnahmen sollen so die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten eingrenzen. Globaler Handel war schon immer eine Triebkraft für die Entstehung von Pandemien. Entsprechend ist mit einer wachsenden Weltwirtschaft auch mehr Tier- und Pflanzenschutz an den Zollgrenzen notwendig.
Abkommen über Handelserleichterungen (TFA)
Im Februar 2017 startete das Abkommen für Handelserleichterungen (TFA), welches zum Ziel hat, den grenzüberschreitenden Warenverkehr effizienter zu gestalten. Als Mittel zur Umsetzung wurden eine Straffung der Zollverfahren unter anderem durch mehr Digitalisierung, größere Transparenz, Abbau von Bürokratie und umfassende Kooperation zwischen den Zollbehörden gewählt. Gleichzeitig wurde Entwicklungsländern eine gewisse Flexibilität zugestanden und technische Hilfestellung von außen garantiert.
Europäische Zollunion
Die Europäische Zollunion ist ein weltweit einzigartiges Wirtschaftskonstrukt zur internationalen Standardisierung der Zollverfahren. Die Vereinigung wurde 1968 gegründet und besteht zum größten Teil aus den Staaten der EU. Die Zollunion geht dabei weiter als ein klassisches Freihandelsabkommen. So ist ein einheitlicher Binnenmarkt entstanden, auf dem keine Zölle erhoben werden und eine gemeinsames Tarifierung verwendet wird. Diese baut dabei auf dem von der WTO verwendeten Harmonisierten System auf und garantiert eine Beschleunigung der üblichen Zollverfahren. Gegenüber Drittstaaten tritt die Europäische Zollunion als Einheit auf.
Revolutionäre ökologische Zollstandards durch CBAM
Die EU ist derzeit dabei, ökologische Regeln für mehr Nachhaltigkeit im internationalen Handel durchzusetzen. Hierzu führt sie ab 2026 den CO2-Ausgleichsmechanismus (CBAM) ein, der bereits jetzt in seinen grundsätzlichen Funktionen getestet wird. Bei der Einfuhr von emissionsintensiven Waren oder Rohstoffen wie Energie, Aluminium, Stahl, Eisen und anderen müssen so Meldungen im TAXUD-System gemacht werden. Ab 2026 werden dann auf die festgelegten Produkte CBAM-Zertifikate verlangt. Während dieses System mit den EU-Zollaußengrenzen beginnt, soll sich daraus eine breite Etablierung internationaler Zollstandards in Hinsicht auf den Umweltschutz und nachhaltige Logistik entwickeln.
Regelungen zur entwaldungsfreien Herkunft der Waren
Eine weitere Maßnahme, mit der die Europäische Zollunion grüne Zollverfahren und Umweltschutz voranbringen will, ist das Lieferkettengesetz zur entwaldungsfreien Herkunft der importierten Waren. Seit 2023 sind Unternehmen dazu verpflichtet, bei Produkten wie Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kakao, Kaffee, Holz und Kautschuk nachzuweisen, dass für die Herstellung keine Wälder vernichtet wurden. Hierfür ist das Einreichen einer Sorgfaltserklärung mit den genauen geografischen Informationen zum Ursprung notwendig.
Bedeutung der internationalen Zollstandards für den globalen Handel
Die Bedeutung internationaler Zollstandards für den Welthandel ist nicht zu unterschätzen. Durch die gemeinsamen Regeln und das Harmonisierte System können Waren effizienter transportiert und verkauft werden. Die Auswirkungen auf die Lieferketten sind dabei im Sinn erleichterter Verfahren einerseits als positiv einzuschätzen, erhöhen andererseits aber auch den bürokratischen Aufwand, beispielsweise bei den Lieferketten- und CO2-Gesetzen der EU.
Auswirkungen auf die Lieferketten
Die internationalen Zollstandards im Welthandel werden vor allen Dingen bei den Lieferketten deutlich. Diese müssen so bezüglich der Regelungen zur entwaldungsfreien Herstellung und der Emissionszölle der EU genauer verfolgt werden. Intelligente Technologie wie die Blockchain-Verschlüsselung kann Lieferketten transparent machen und dabei helfen, die Herkunft eines Produkts einwandfrei nachzuweisen.
Die meisten internationalen Zollstandards haben jedoch eindeutige Erleichterungseffekte. Durch das Harmonisierte System werden einheitliche Tarife verwendet, wodurch sich die Unternehmen nicht Land für Land durch unterschiedliche Warencodes arbeiten müssen. Das sorgt für Zeitersparnis und eine deutliche Optimierung des globalen Handels.
Durch die Vereinheitlichung und Standardisierung ist letzten Endes auch eine Automatisierung von Zollverfahren möglich. Professionelle Software für Exportmanagement und Zollabwicklung setzt an den internationalen Zollstandards an und beschleunigt die bürokratischen Verfahren.
Vorteile der Optimierung von Zollprozessen
Schaut man sich die Auswirkungen der internationalen Zollstandards an, so überwiegen die Vorteile für Importeure und Exporteure. Sie helfen dabei, Waren schneller von einem Land zum anderen und durch die notwendigen Zollverfahren zu bringen. Hier sind einige der wichtigsten Pluspunkte, die sich im Rahmen der Standardisierung nennen lassen:
- Mehr Rechtssicherheit
- Faire Behandlung von Unternehmen aller WTO-Länder
- Schnellere Zollabwicklung
- Einheitliche Codierung und somit weniger Aufwand
- Abbau von Bürokratie
- Effizientere Prüfung von Waren
- Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer
Ausblick: Die Zukunft der internationalen Zollstandards
In Zukunft werden sich die internationalen Zollstandards im Welthandel sicherlich immer mehr angleichen. So plant die Europäische Zollunion, bis spätestens 2028 ein gemeinsames Online-Portal auf den Weg zu bringen, über welches eine einheitliche Anmeldung der einzuführenden Waren möglich ist. Das reduziert den Aufwand, sich in jedem Mitgliedstaat einzeln über ein Zollsystem registrieren zu müssen.
Die Plattform, die im Rahmen der EU-Zollreform entstehen soll, wird alle wichtigen Daten zentral speichern und bei Bedarf wiederverwenden. Zudem wird es zu einem höheren Maß an Automatisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz kommen.
Künstliche Intelligenz zur Prozessoptimierung in Zollverfahren einzusetzen, wird auch außerhalb der EU zu neuen internationalen Zollstandards beitragen. Die Algorithmen können Sendungen und Waren schneller einordnen, prüfen, nachverfolgen und die damit verbundenen Zollgebühren und Einfuhrabgaben berechnen.
Um sich auf diese Neuerungen einzustellen, ist es wichtig, die zukünftigen Technologien bereits heute zu kennen und in seine Best Practices zu integrieren. Schulungen und die Verwendung moderner Software helfen dabei ebenso weiter wie die Inanspruchnahme professioneller Services.
Services des Verzollungsbüros Butz nutzen, um internationale Zollstandards einzuhalten
Als erfahrenes Verzollungsbüro bieten wir Ihnen ein Full-Service-Paket an, welches der gewachsenen Komplexität des Welthandels und den internationalen Zollstandards gerecht wird. Dabei unterstützen wir Ihr Unternehmen beim Import- und Exportgeschäft und kümmern uns gern um die Logistik bis hin zur Zollanmeldung. Zudem führen wir auf Wunsch eine Analyse, Revision und Optimierung der bisherigen Zollprozesse Ihres Unternehmens durch.
Weiterhin kann Butz für Sie den kompletten Schriftverkehr mit den Zollbehörden beispielsweise bei Einsprüchen oder Korrekturanträgen übernehmen. Um den Umgang mit den internationalen Zollstandards zu vermitteln, können wir für Ihr Personal gezielte Grundlagenschulungen durchführen. Zudem helfen wir Ihnen dabei, die Waren richtig zu tarifieren, eine verbindliche Zolltarifauskunft: Erklärung, Beantragung & mehr) einzuholen und Ihre Daten einer Complianceprüfung zu unterziehen.