In den vergangenen 100 Jahren hat es eine sehr rasante Entwicklung von regional begrenzten Marktwirtschaften hin zu einem globalen Handel gegeben. Die zunehmende Verflechtung von Märkten in Europa, den USA, Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien hat dabei immense Vorteile. Andererseits lassen sich auch viele negative Auswirkungen vom Klimawandel bis hin zu geringerer Resilienz einzelner Länder erkennen. Welche Vor- und Nachteile der globale Handel hat, beleuchten wir in diesem Beitrag.
Auswirkungen des globalen Handels
Zunächst einmal hat der globale Handel positive Auswirkungen, indem er den beteiligten Staaten und Unternehmen neue Absatzmärkte eröffnet. Gleichzeitig lassen sich Produkte zur Weiterverarbeitung einfacher – und über Freihandelsabkommen sogar günstig – beschaffen. Hierdurch entsteht eine enge Verflechtung zwischen den Regionen der Welt. Die internationale Verbreitung bestimmter Werte und friedlichere Beziehungen können die Folge sein. Auf der anderen Seite kann der globale Handel Spannungen aber auch verschärfen, so beim Rohstoffabbau in Afrika oder bei den ökologischen Konsequenzen von Produktion und Transport. Das wirkt sich letztlich auf die Handlungsfähigkeit der Unternehmen aus.
Wirtschaftliche Auswirkungen
- Eröffnung neuer Absatzmärkte
- Mehr Flexibilität in Zulieferung, Produktion und Handel
- Höhere Umsätze und mehr Arbeitsplätze
- Unter Umständen Abwanderung von Industrien in kostengünstigere Produktionsländer
- Verlust von Arbeitsplätzen in bestimmten Regionen
- Möglicherweise schlechtere Arbeitsbedingungen
Ökologische Auswirkungen
Eine der besonders starken Auswirkungen des globalen Handels in den letzten 100 Jahren ist ökologischer Art. Das Fazit fällt rückblickend eher negativ aus, da der Transport von Waren rund um den Erdball zu einem erheblich gewachsenen Ausstoß an Treibhausgasen geführt hat: Der Klimawandel ist eine direkte Folge davon.
Daneben sorgen die Handelsverbindungen zwischen den Staaten auch für mehr Abfälle. Plastikverpackungen sind so zu einem erheblichen Problem geworden, das die Weltmeere belastet. Durch die gestiegene Nachfrage nach Elektronik weltweit kommt es außerdem zu Raubbau, beispielsweise von Coltan, Kobalt und anderen Metallen, unter anderem im Kongo.
Die gute Nachricht aber ist: Das Problem wurde von vielen Staaten weltweit erkannt und auch Unternehmen helfen dabei mit, die Effekte des globalen Handels auf die Umwelt zu reduzieren. Das ist im eigenen Interesse der Unternehmen, die ihre Absatzmärkte physisch und finanziell erhalten möchten.
Wer in die EU importieren möchte, muss heute zunehmend die Zollregelungen zum Umweltschutz und nachhaltige Zollverfahren beachten. Ein wichtiger Schritt ist dabei das neue CO2-Grenzausgleichssystem CBAM der EU, welches bei der Einfuhr Zölle auf Waren mit einer hohen Emissionsrate erhebt.
Das Gesetz verlangt dabei von den Importeuren einen Nachweis der entstandenen Ausstöße und gibt ein bestimmtes Limit vor, zu dem energieintensive Waren wie Strom, Zement, Stahl, Aluminium und Düngemittel eingeführt werden können. Wer also in den kommenden Jahren Waren aus Drittstaaten in die EU bringen möchte, muss sich im globalen Handel mit dem Thema der nachhaltigen Logistik beschäftigen.
Ökologische Vorteile des globalen Handels im Überblick:
- Global agierende Unternehmen werden immer stärker zum Umweltschutz verpflichtet
- Vernetzung untereinander fördert Zusammenarbeit zur Nachhaltigkeit
- Durch Handelsabkommen können nachhaltige Regeln festgesetzt werden
Ökologische Nachteile des globalen Handels im Überblick:
- Nachteilige Auswirkungen auf den Klimawandel
- Hohe Nachfrage sorgt für stärkeren Abbau von Ressourcen
- Deutlicher Anteil an der Umweltverschmutzung
Soziale und politische Auswirkungen
Im Zusammenhang mit den ökologischen Auswirkungen des globalen Handels stehen die sozialen Folgen. Der Klimawandel sorgt für Verödung von Anbauflächen in bestimmten Regionen der Erde. Dies wiederum ist eine Ursache von Migration und steigenden Lebensmittelpreisen. Abgesehen davon kann die Abwanderung von Unternehmen zu Verarmung an vormals prosperierenden Produktionsstandorten führen.
Andererseits eröffnet der globale Handel natürlich Chancen. Wer flexibel genug ist, kann weltweit eine Anstellung finden. Die Unternehmen profitieren dabei von einer größeren Auswahl an kompetenten Fachkräfte.
Politisch wurde der globale Handel lange Zeit als ein Mittel zur Verbreitung demokratischer Werte und zur Schaffung von Frieden gesehen. Zu einem großen Teil stimmt das auch, da wirtschaftlich kooperierende Staaten die Handelsvorteile nutzen und sie nicht durch kriegerische Expansion gefährden möchten.
Andererseits haben die Corona-Krise und der Krieg Russlands gegen die Ukraine gezeigt, für welche Abhängigkeiten der internationale und globale Handel sorgen kann. Bestimmte Warengruppen wie Medikamente, medizinische Masken oder Düngemittel oder Rohstoffe wie Getreide, Öl oder Gas nur aus einem bestimmten Staat als Handelspartner zu beziehen, kann ab einem gewissen Punkt zum Problem werden. Die Globalisierung lässt hier aber immerhin Alternativen zu, welche sich über Handelsverträge sichern lassen.
Politische und soziale Vorteile des globalen Handels im Überblick:
- Trägt zur Friedenssicherung bei
- Bietet ein hohes Maß an Flexibilität für Unternehmen und Arbeitnehmer
- Ermöglicht Prosperität in verschiedenen Regionen der Erde
Politische und soziale Nachteile des globalen Handels im Überblick:
- Förderung von Migrationsbewegungen durch ökologische Folgen und Abwanderung der Produktion
- Verarmung einst prosperierender Standorte
- Hohe Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen oder Staaten als Risikofaktor
Vorteile des globalen Handels für Unternehmen
Für Unternehmen im Speziellen lassen sich viele Vorteile am globalen Handel feststellen. Gerade durch den Freihandel und die Möglichkeit, Waren und Rohstoffe aus allen Teilen der Erde zu beziehen, wachsen Flexibilität, Vielseitigkeit und Kosteneffizienz. Bei Vorliegen eines entsprechenden Freihandelsabkommens lassen sich die Güter in der Regel sogar ohne Zollabgaben in den eigenen Binnenmarkt einführen.
Auf der anderen Seite wachsen mit dem globalen Handel die Absatzmärkte. Konnte ein Sportartikelhersteller vormals seine Produkte vielleicht nur in Europa und den USA anbieten, sind sie nun aufgrund der Globalisierung und internationaler Werbung auch in Indien und China beliebt. Auf diese Weise sind höhere Umsätze garantiert.
Hierbei hilft die weltweite Vermarktung mit. Durch das Internet können diverse Produkte sogar am anderen Ende der Erde beworben werden. Nach dem Abschluss eines Kaufvertrags findet der Versand dann per Luftfracht oder auf dem Seeweg statt. Ebenso ist das Netz an Straßen für den LKW-Verkehr bestens ausgebaut, um globalen Handel zu betreiben.
Herausforderungen und Nachteile des globalen Handels
Mit mehr globalem Handel nimmt die Komplexität zu. Das betrifft vor allem die Regelungen und Gesetze, welche die exportierenden und importierenden Unternehmen beachten müssen. Professionelle Verzollungsbüros wie Butz können dabei helfen, alles zu sortieren und für mehr Handlungssicherheit und optimale Kontrolle bei den Zollprozessen zu sorgen.
Wie kosteneffizient die Ex- und Importe letzten Endes wirklich sind, hängt auch stark von der sozialen und politischen Situation des Handelspartners ab. Im globalen Handel sind Spannungen und Konflikte keine Seltenheit. Plötzlich auftretende Krisen können für einen Lieferstopp sorgen oder den fest eingeplanten Absatzmarkt versiegen lassen.
Russland ist ein gutes Beispiel dafür, wie Konflikte den globalen Handel negativ beeinflussen. Um beim Beispiel der Sportartikelhersteller zu bleiben, war die Region nach den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 und der Fußballweltmeisterschaft 2018 ein potenziell starker Absatzmarkt für alles, vom Fußballschuh bis hin zur Skiausrüstung. Nach dem Angriff auf die Ukraine mussten viele westliche Unternehmen aber Einbußen hinnehmen und sich aufgrund der starken Spannungen aus Russland zurückziehen.
Außenhandel ist somit immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Unternehmen sollten sich deshalb eingehend beraten lassen und Regionen beziehungsweise Staaten sowie Handelspartner im Hinblick auf Sanktionen, Embargos und andere Handelsbeschränkungen überprüfen. Das reicht vom möglichen Territorialstreit Chinas rund um Taiwan bis hin zu US-amerikanischen Strafzöllen auf EU-Waren. Fachkompetenz hinzuzuziehen, ist hier das A und O.
Handelskonflikte und deren Management
Im globalen Handel stellen Konflikte eine der größten Herausforderungen dar. Allein durch kriegerische Auseinandersetzungen wie in der Ukraine oder im Jemen können bewährte Lieferketten in Gefahr geraten. Abgesehen davon verursachen Wirtschaftssanktionen und Strafzölle Probleme, die es von international agierenden Unternehmen zu bewältigen gibt. Im Folgenden werfen wir auf einige dieser Konflikte einen genaueren Blick.
Der Handelsstreit zwischen der EU und den USA
In der Zeit der Trump-Administration versuchten die USA einen größeren Fokus auf die eigene Binnenwirtschaft zu legen und stiegen zu Teilen aus dem globalen Handel aus. Das zeigte sich vor allem in der Einführung von Strafzöllen auf mögliche Konkurrenzprodukte. So wurden 25 Prozent an Einfuhrabgaben auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium aus Europa erhoben. Im Gegenzug schränkte die EU den Import von Harley-Davidson-Motorrädern, Bourbon-Whiskey, Jeans, Stahl und Erdnussbutter ein.
Durch einen Konflikt im Zusammenhang mit den großen Flugzeugbauern Boeing und Airbus wurde schließlich an einer Lösung gearbeitet. Mit der weitgehenden Beilegung des Zollstreits zwischen der EU und den USA wurden wieder feste Quoten für den zollfreien Handel mit diesen Produkten eingeführt.
Die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zur Volksrepublik China
China spielt mit seinem Exportpotenzial mittlerweile eine große Rolle im globalen Handel und wird sowohl von den USA als auch von Europa als Gefahr für ihre eigene Produktion gesehen. Das hat unter anderem viel mit dem weit verbreiteten Waren-Dumping zu tun, bei dem Produkte weit unter dem Herstellungspreis auf einen anderen Markt geworfen werden. Dieser unlauteren Überschwemmung mit günstigen Waren wurde mit der Einführung von Antidumping-Zöllen durch die EU Einhalt geboten.
Ein weiterer Zollstreit ist 2024 in Bezug auf die E-Autos ausgebrochen. Hier möchte die EU prinzipiell die eigene Produktion stärken und somit die Einfuhr der oftmals um 20 Prozent günstigeren Alternativen aus China einschränken. Hier kopiert die EU-Zollunion in gewisser Weise die USA, welche auf die batteriebetriebenen Fahrzeuge ebenso wie auf Halbleiter und Solarzellen aus der Volksrepublik Sonderzölle erhoben haben. Der Zollstreit zwischen den USA und China reicht bereits bis in das Jahr 2018 zurück. Unternehmen, die am globalen Handel zwischen China, der EU und den USA teilnehmen möchten, müssen sich dieser Zollrisiken bewusst sein.
Großbritannien und der Brexit
Seit 2020 gehört Großbritannien nicht mehr zur EU, was im globalen Handel zwischen dem Festland und dem Inselstaat viele Schwierigkeiten mit sich bringt. Die Entwicklung eines neuen Handels- und Kooperationsabkommens zwischen der EU und Großbritannien war bisher langwierig und ist noch immer nicht komplett vollzogen. Die Entscheidung hatte zuletzt massive Auswirkungen auf die Zollanmeldung beim Warenverkehr nach Großbritannien und verursachte Änderungen im Paketversand.
Im Vergleich zu anderen weltpolitischen Spannungen lassen sich die Brexit-Änderungen jedoch noch relativ einfach bewältigen. Mit einer professionellen Beratung werden die neuen Regelungen und Verfahren in Import- und Export-Unternehmen umgesetzt. Zunehmend gibt es bei den Prozessen zwischen der EU und Großbritannien Routine, was auf Dauer für einen flüssigeren Warenverkehr sorgen wird.
Strategien zur Optimierung des globalen Handels
Wer die Chancen im globalen Handel ausschöpfen und die Gefahren von Spannungen oder Konflikten minimieren möchte, sollte ein umfassendes Risikomanagement in seine internationale Logistik integrieren. Hierbei werden die konkreten Risiken von Kundenausfall über Lieferverspätungen bis hin zu Kriegsschäden in einer Matrix aufgelistet und abgewogen.
Wichtig ist es, sich die Eintrittswahrscheinlichkeit einer bestimmten Situation und die Auswirkungen anzuschauen. Auf sehr wahrscheinlich eintretende Risiken mit großem Wirkungsgrad, wird man sich entsprechend besser vorbereiten als auf relativ selten vorkommende Ereignisse.
Ein gutes Beispiel für eine Nutzen-Risiko-Rechnung ist die Wahl von Schifffahrtsrouten. Beim Weg via Südafrika um den kompletten afrikanischen Kontinent herum fallen hohe Kosten aufgrund der langen Strecke und der Lieferverzögerungen an. Durch die Abkürzung über den Suezkanal und das Rote Meer lassen sich diese vermeiden. Andererseits können hier die aktuellen Spannungen im Jemen und die fortwährenden Raketenangriffe auf Frachtschiffe negative Auswirkungen bis hin zum Totalverlust der Ware haben.
Risikomanager würden sich nun genau mit den Zahlen auseinandersetzen und sich anschauen, wie viele Schiffe prozentual wirklich von solchen Angriffen betroffen sind und wie sich die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses reduzieren lässt. Zudem würde man den Extremfall eines einmaligen großen Warenverlustes den kontinuierlich auftretenden Kosten auf der längeren Schifffahrtsroute entgegenstellen.
Fazit und Ausblick zum globalen Handel und seinen Auswirkungen
Der globale Handel hat positive und negative Auswirkungen auf Unternehmen, Staaten und Gesellschaften. Als Exporteur und Importeur versucht man natürlich, die Vorteile so gut wie möglich auszunutzen. Gleichzeitig ist es aber wichtig, die gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Risiken im Auge zu behalten. Eine nachhaltige Logistik hilft so nicht nur dabei, die Umwelt zu schützen, sondern sichert auf Dauer auch die eigenen Absatzmärkte.
Wo der globale Handel zu Spannungen führt, sollte ebenfalls mit Vorsicht und Sinn für Ausgleich operiert werden. Eine starke Abhängigkeit von Ländern, die ohnehin schon im Konflikt mit aktuellen Handelspartnern stehen, kann in der Zukunft problematisch werden. Wer sich als Unternehmer zum Beispiel auf die Einfuhr von pharmazeutischen Produkten aus Indien konzentriert, muss ausreichend Flexibilität besitzen, um sich kurzfristig umorientieren zu können, sollte diese Form des internationalen Warenverkehrs durch die EU eingeschränkt werden.
Der globale Markt gibt eine solche Umorientierung immerhin her. Die internationalen Transportwege und Verflechtungen durch Handelsabkommen helfen dabei, immer wieder neue Optionen zu finden. Um hierbei den Überblick über die individuellen Regelungen zu behalten, ist der Ratschlag von Zollexperten hilfreich.